Charlie Episode 6: Dunkle Wolken

Gähnend drehte ich mich unter der Bettdecke und als ich langsam den Traum verscheuchte, der irgendwas mit einem Hund oder so zu tun gehabt haben musste – wir hatten keine Tiere. Ich lag ein paar Sekunden noch still im Bett herum und lauschte auf das schnelle Trommeln an den Rollos. Es klang als würde jemand mit allen Fingernägeln immer wieder dagegen tippen, was in der ersten Etage eher unwahrscheinlich war. Ich schob gerade die Beine aus dem Bett, als ein lauter Knall mich erschrocken zurückfahren ließ. Der Knall wurde zu einem Grollen und ich brauchte ein paar Sekunden um zu begreifen was los war. Sofort riss ich die Augen auf und rannte aus dem Zimmer. Mittlerweile konnte ich mich auch im Dunkeln hier ganz gut zurechtfinden, so dass ich ohne Probleme die Zimmertür von Larissa erreichte. Ich riss sie auf und schaltete das Licht an. Meine Schwester lag in ihrem Bett, die Bettdecke über sich gezogen und offenbar ganz klein zusammengerollt. Ich eilte zu ihr und setzte mich neben sie. Sofort schlang sie ihre Arme um mich und ich spürte wie sie zitterte. ‚Meine große Schwester …‘, lächelte ich in mich hinein und zog die Bettdecke über uns. Ein paar Sekunden später tauchte Mama in der Tür auf. Sie schaute nur kurz ins Zimmer und sah mich im Bett meiner Schwester, die immer noch die Bettdecke über dem Kopf hatte. Ich nickte ihr nur zu und Mama seufzte erleichtert. Seit einem Urlaub damals in Italien, hatte Larissa Panik vor Gewittern. Sie steigerte sich selbst so dermaßen während so eines Naturschauspiels hinein, dass sie sogar Atemnot bekommen konnte. Zumindest wenn sie allein war. Das war auch der Grund, warum meine Schwester den Winter und nicht den Sommer lieber mochte wie normale Menschen. Im Winter gab es nun mal keine Gewitter. Es grollte noch ein paar Mal, aber man konnte deutlich hören, dass der Sturm vorüberzog. Nach einer halben Stunde war der Spuk vorbei und Larissa entspannte sich immer mehr neben mir. Andere Menschen hätten versucht, ihr während der Phase gut zuzureden, aber ich wusste, dass man sie besser nicht ansprach dabei. Einfach nur da sein und sie festhalten war alles was half. Für den Notfall hatten wir auch ein paar Tropfen zur Beruhigung im Haus, die Larissa aber schon seit Monaten nicht mehr gebraucht hatte. Trotzdem spürte ich, wie viel Stress sie gehabt haben musste. Sie war ganz verkrampft und ihr Schlafanzug war an einigen Stellen durchgeschwitzt. Das alles machte mir nichts aus und seit vorgestern Nacht eh nicht mehr. Vorsichtig strich ich ihr nun über die Stirn, die vor Schweiß nassen Haare aus dem Gesicht. Sie hatte die Augen immer noch geschlossen, aber holte jetzt einmal tief Luft und öffnete sie dann. „Danke!“„Klar, ich wäre schneller gekommen, aber ich bin wohl erst recht spät wach geworden.“, entschuldigte ich mich.Larissa schüttelte den Kopf: „Ich bin erst kurz bevor du gekommen bist durch den Donner wach geworden. Ich fühl mich echt blöd, dass ich so Schiss vor Gewitter habe. Das ist voll Kindergarten!“„Mach dir nichts draus … Du hast ja mich.“, lächelte ich und Larissa warf mir einen Blick voller Dankbarkeit zu. Dann setzte sie sich auf und bemerkte wohl erst jetzt, wie verschwitzt sie war. Sie zog ihr Schlafanzugoberteil mit zwei Fingern von der Haut weg und ließ es los. Sofort klebte es wieder an ihr. Entschuldigend sah sie dann auf mein Oberteil, welches von ihr ebenfalls etwas angeschwitzt war: „Oh das ist echt so peinlich … ich glaub ich geh mal duschen.“Ich nickte und sah erst dann auf den Wecker. Es war jetzt erst halb 4, aber müde war ich gerade nicht mehr. Ich stand ebenfalls aus dem Bett auf und als ich den Flur betrat, hörte ich schon das Wasser im Badezimmer laufen. Ich war schon fast an der Tür zu meinem Zimmer, da blieb ich stehen und sah wieder zum Bad. Der Gedanke meine Schwester jetzt unter der Dusche zu sehen … löste irgendwas in mir aus. Einen Moment blieb ich noch unentschlossen stehen – dann seufzte ich schwer und betrat mein eigenes Zimmer. Ich war schon fast eingeschlafen, da öffnete jemand meine Tür und betrat mein Zimmer. Nackte Füße tippelten über den Laminatboden und dann wurde meine Matratze heruntergedrückt. Meine Bettdecke hob sich an und worauf Larissa neben mir unter die Bettdecke schlüpfte.„Hmm?“, raunte ich und drehte mich halb zu ihr herum. „Mein Bett ist noch ganz nass … wäre es okay, wenn ich …“„Klar!“, flüsterte ich und streckte meine Hand nach ihr aus, bekam ihren Oberarm zu fassen und zog sie an mich heran. Erst da wurde mir klar, dass sie keinen Schalfanzug mehr trug. Ich strich über ihre nackte Brust, über den Bauch und schließlich bekam ich doch noch Stoff zu spüren, als meine Finger der anderen Hand ihre Oberschenkel hochstrichen.„Soll ich mir noch was anziehen?“, flüsterte sie vorsichtig. Diese Frage hätte sich vor drei Tagen nie gestellt. Jetzt aber war klar, warum sie das fragte. Allein die Tatsache zu wissen, dass sie nur dieses dünne Stück Stoff am Körper trug, erregte mich gerade voll, dass ich mich wieder herumdrehte und mich mit dem Rücken an meine Schwester legte.„Ne … passt so, wenn dir nicht zu kalt wird.“, sagte ich ernst und dann spürte ich ihre Hand die sich von hinten, flach zwischen meine Oberschenkel schob und leicht hochdrückte: „Eher nicht so …“, flüsterte sie belustigt und ich schloss die Augen vor Wonne. Dann dachte ich wieder an Ines und fragte mich, was sie davon halten würde. Eigentlich machte Larissa ja nix, aber … trotzdem fühlte ich mich komisch dabei diese Berührung so zu genießen. Je länger ich so dalag, desto mehr Hitze schien von ihrer Hand auszugehen. Irgendwann bewegte sich Larissa kurz, dann zog sie ihre Hand wieder weg, was ich sofort als unangenehmen Verlust empfand. Ich überlegte kurz, etwas zu sagen, aber egal was ich gesagt hätte, es wäre ein Fehler gewesen. Noch während ich darüber nachdachte, schob sich Larissas Hand plötzlich von meinem Rücken unter meinen Hosenbund und legte sich auf meine rechte Pobacke. Dann drückte sie sanft zu und rutschte noch ein wenig näher an mich heran, so dass mich ihre Haare im Nacken kitzelten. Ich blieb einfach still liegen und wartete ab. „Charlie?“Ich antwortete nicht. „Hey Charlie … schläfst du schon?“Ich wartete ganz ruhig ab.„Ach Fuck!“, flüsterte meine Schwester und blies mir enttäuscht heiße Luft aus der Lunge von hinten in den Nacken. Ich bekam eine Gänsehaut und biss mir auf die Unterlippe. Einer von Larissas Fingern begann jetzt langsam kleine Kreise auf meiner Pobacke zu drehen, kurz darauf strich dann auch ihre Hand weiter über meinen Oberschenkel. Ich spürte wie ihre Streicheleinheiten eine Reaktion in mir auslösten. Das warme Kribbeln im Schoß war wieder da und ich erwischte mich bei dem Gedanken, meine Schwester sollte ihre Hand einfach weiter nach vorne schieben … „Charlie? Bist du noch wach?“, flüsterte sie noch einmal. Als ich wieder nicht antwortete, nahm sie ihre Hand langsam aus meiner Hose und seufzte nochmals enttäuscht auf. Dann küsste sie mich auf den Nacken und kuschelte sich an mich. So schlief sie irgendwann ein und ich blieb total erregt bis zum Morgengrauen neben ihr liegen – Klasse!Nachdem ich mich entschlossen hatte schon aufzustehen und Mama beim Frühstück zu helfen, war ich irgendwie auch stolz auf mich, dass ich mich eben nicht einfach rumgedreht, und mit Larissa Zärtlichkeiten ausgetauscht hatte. Hätte ich dem Verlangen nachgegeben, dann hätte ich jetzt ein mega-schlechtes Gewissen gehabt und keine Ahnung, was ich heute Nacht alles mit Larissa getrieben hätte. Diesmal ging es also wirklich eindeutig von ihr aus, aber warum? Ging es ihr so wie mir? Wollte sie mal sehen wie weit man gehen konnte? Wollte sie auch diese Streicheleinheiten nicht missen, die sie ja erst kürzlich mit Caros Vater Walter erfahren hatte? Oder hatte sie Stress, weil sie dachte, sie verpasst was, weil ich – ihre jüngere Schwester – jetzt offenbar in einer Beziehung war.Mama zumindest hatte ganz andere Sorgen und war froh, dass ich ihr beim Frühstück half. Ich fühlte mich irgendwie gar nicht nach Essen und war sowieso nicht so fit durch die fast schlaflose Nacht. Außerdem hatte ich Bauchweh und überlegte schon ob ich zu Hause bleiben sollte. Unter normalen Umständen hätte ich das auch getan, aber dann hätte ich Ines nicht gesehen. Das ging gar nicht. Larissa kam erst kurz vor knapp herunter, als Mama und Papa schon weg waren. Sie sah mich am Esstisch, ging zu mir, lächelte mich warm an und küsste mich zärtlich auf den Mund – ohne Zunge, aber trotzdem intimer als ein normaler Kuss unter Schwestern. Dann drückte sie ihre Stirn an meine und sagte ernst: „Danke, dass du heute Nacht für mich da warst.“„Danke, dass du mich heute Nacht befummelt hast.“, grinste ich und sah wie Larissa erschrocken zusammenfuhr: „Du hast gar nicht geschlafen?“Ich schüttelte den Kopf. „Warum hast du nicht geantwortet.“, fragte sie dann kleinlaut.„Weil ich nicht wollte, dass du weiter machst.“, log ich.Larissa nickte und seufzte schwer: „Tut mir leid … ich … “Ich winkte ab und unterbrach sie: „Hör auf. Wenn ich nicht mit jemandem zusammen wäre … hätte ich es mehr als nur genossen.“Larissa kniff die Augen zusammen und sah mich nüchtern an: „Also stimmt es wirklich. Es war kein Scherz. Du hast einen Freund?“„Ja.“, lächelte ich bei dem Gedanken daran, wie meine Finger bei nächster Gelegenheit durch ‚seine‘ rotblonden Schamhaare fahren würden. Larissa nickte, dann fragte sie: „Aber … wenn du mit ihm schläfst, dann denk an Verhütung.“„Ich glaube … da muss ich mir erst mal keine Gedanken machen.“, lachte ich auf und Larissa sah mich skeptisch an. Dann fasste sie mich fester an der Schulter und erklärte ernst: „Nimm das nicht auf die leichte Schulter Charlie. Auch wenn du deine Tage noch nicht hast … kannst du nicht sicher sein, dass sich das nicht ganz blöd überschneidet.“„Wir schlafen nicht miteinander …“, log ich zwar, aber im Grunde empfand ich es nicht als Lüge.„Ihr wart noch nicht intim, oder?“, fragte Larissa immer noch ernst.Ich blickte sie trotzig an: „Alles musst du auch nicht wissen.“Meine Schwester seufzte, dann nickte sie: „Ja, sorry … aber … warte mal.“Sie rannte die Treppe hinauf, dann kam sie nach einer Minute wieder herunter und drückte mir zwei kleine Plastiklaschen in die Hand. Ich sah darauf und dann überrascht zurück auf Larissa: „Kondome?“„Ja … stecke sie einfach weg und benutze sie, wenn es soweit ist, okay?“Ich nickte.„Versprich es mir?“, forderte sie mich auf.Ich seufzte genervt: „Ja, ich verspreche, dass ich sie benutze, wenn ich sie benötige.“Larissa sah mich immer noch ernst an: „Lass dich auf keinen Fall auf dieses Spielchen ein: ‚Ich pass schon auf‘, oder ‚Ich ziehe vorher raus‘.“„Hör auf … ja!“, forderte ich sie auf und fügte dann hinzu damit sie sich beruhigte: „Ich hab es begriffen. Ich bin doch nicht blöd und will nicht schwanger werden.“„Gut … “, nickte Larissa mir zu und begann dann sich noch schnell ein Brot zu schmieren, während ich den Tisch abdeckte. Dann machten wir uns fertig und uns auf den Weg zur Schule.Das Wiedersehen mit Ines war unglaublich. Sie wartete schon an der Haltestelle der Bahn auf mich und als Larissa und ich ausstiegen, konnte ich mich nur mit Mühe zurückhalten, sie nur zu umarmen. Wir sahen uns in die Augen und funkelten uns verliebt an. Bevor Larissa aber noch Verdacht schöpfte, ließ ich Ines los und zu dritt gingen wir, nachdem Larissa ihr etwas reserviert die Hand gegeben hatte, zur Schule. Bis zur Klasse hielten wir es nicht mehr aus, also verdrückten wir uns aufs Klo und nachdem wir sichergestellt hatten, dass wir allein waren, fielen wir uns stürmisch in die Arme und fielen in einen zärtlichen Zungenkuss, der sicher einen halbe Minute andauerte. „Oh Gott Charlie, ich hab dich so vermisst heute Nacht!“, flüsterte sie verliebt. Ich strahlte sie an und fasste sie mit beiden Händen an die Wangen, drückte ihr noch einen Kuss auf die Lippen und grinste sie verwegen an. Dann zog ich sie in eine der Kabinen, schloss die Tür hinter uns ab und drückte Ines – die etwas überrascht war – mit dem Rücken dagegen. Ohne den Blickkontakt mit ihr zu unterbrechen, öffnete ich ihr die Stoffhose, die sie heute trug und schob ihr meine Hand vorne hinein. Sie öffnete den Mund zu einem erstickten Stöhnen, als meine Finger sich um ihre Schamhaare schlossen und sich fest darin verkrallten. Wir zuckten beide zusammen, als die Schulglocke das erste Mal klingelte. Das bedeutete 5 vor 8. Ich ließ meine Hand lockerer und schob sie aber geleichzeitig tiefer. Mit dem Mittelfinger ertastete ich eine schmale Furche und ohne Probleme schob ich meinen Finger vorsichtig weiter in ihren Schlitz. Ines keuchte leise auf, als ich mit der Fingerkuppe auf ihren Scheideneingang legte und leicht zudrückte. Sie war schon jetzt sehr feucht und plötzlich überwand meine Fingerspitze den Wiederstand ihrer inneren Schamlippen und flutschte in sie hinein.Ihre Hände krampften sich um meine Schultern, so fest, dass ich fast aufgeschrien hätte. Mit weit offenem Mund stöhnte Ines laut auf und verstummte dann, ohne den Mund zu schließen. So standen wir ein paar Augenblicke bewegungslos, ehe Ines mich mit der rechten Hand losließ und langsam meinen Arm umfasste. Dann zog sie diesen behutsam aus ihrer Hose und als mein Finger aus ihr rutschte, stöhnte sie nochmals auf. Dann sah sie mich erregt an und flüsterte: „Nach der Schule … ja?“Ich nickte und zog die Hand ganz aus ihrer Hose. Mein Mittelfinger war ganz feucht und glitschig und ich erinnerte mich daran, was Ines mit ihrer Hand gemacht hatte, nachdem sie ihre Finger von mir genommen hatte. Ich betrachtete meinen Finger und nahm ihn zur Nase, schnupperte neugierig daran. Es roch irgendwie interessant und dann sah ich Ines wieder an. Sie knöpfte gerade ihre Hose zu und verharrte dann, um zu sehen, was ich da machte. Ich nahm all meinen Mut zusammen und steckte mir den Finger einfach in den Mund. Dann lutschte ich ihren Saft einfach ab. Es schmeckte nicht salzig, wie ich irgendwie erwartet hatte. Stattdessen war es eher ein wenig bitter und erinnerte mich an … Herbst. Passte ja zu ihren Haaren, kam mir in den Sinn und ich lächelte. Ines packte mich am Kragen meines T-Shirts und in ihren grünen Augen war ein erregtes Funkeln zu erkennen: „Du hast keine Ahnung, wie sehr ich dich jetzt gerade will, Charlie.“Ich sah sie offen an: „Mindestens so sehr wie ich dich gerade.“Ines begann leicht vor Erregung zu zittern, dann flüsterte sie: „Deine Eltern sind nicht zu Hause, oder? Machen wir einfach Blau und fahren zu dir?“Ich lachte auf, dann merkte ich wie ernst sie es meinte. Ich dachte wirklich darüber nach, aber dann schüttelte ich den Kopf: „Das kann ich nicht bringen. Meine Eltern sind zwar ganz locker, aber bei so was verstehen sie keinen Spaß.“„Muss ja niemand erfahren.“, hauchte sie mir ins Ohr.„Meine Schwester?“, lachte ich bitter und Ines stöhnte enttäuscht auf: „Ach Fuck … vergessen!“Wir küssten uns noch einmal und dann machten wir uns wieder frisch, ehe wir das Bad verließen und in den Klassenraum gingen. Ich überflog die Gesichter und die meisten interessierten sich nicht für mich oder Ines. Jan sah zu mir herüber und lächelte mich an. Ich erwiderte es, einfach weil ich gerade gut drauf war. Dann sah ich zu Anna die erst böse zu mir, dann zu ihrem Bruder blickte und wieder zu mir.Doppelstunde – EnglischFremdsprachen lagen mir, also kam ich nach ein paar Minuten richtig in Stimmung. In meiner Schule waren wir außerdem schon viel weiter mit dem Stoff. Irgendwann bekam ich mit, dass Ines leicht zusammenzuckte und ich drehte mich fragend zu ihr um. Sie lächelte unglücklich und strich sich durch die Haare. Ich konzentrierte mich wieder auf den Unterricht, bis Ines abermals zusammenfuhr. Diesmal aber sah ich, wie irgendwas aus ihren Haaren zu Boden fiel. Ich blickte hinab und sah hinter ihrem Stuhl 3 kleine Papierkügelchen liegen. Ich hob den Blick und sah nach hinten. Direkt hinter uns saßen Miriam Henning und Steffanie Jahn, beide grinsten mich blöd an. Ich warf ihnen einen bösen Blick zu und schüttelte den Kopf. Dann drehte ich mich wieder zu Ines um die mich besorgt ansah: „Lass einfach!“, flüstere sie mir zu.Ich holte tief Luft und seufzte genervt auf, dann sah ich wieder nach vorn. Noch zwei Mal bekam Ines eine Papierkugel in die Haare, beim zweiten Mal drehte ich mich wieder um und zog sie ihr aus dem Haar. Zu meinem Entsetzten stellte ich fest, dass es sich wohl um nasses Klopapier handelte. Angewidert ließ ich sie fallen und sah mich wieder zu den beiden Mädchen um die mich unschuldig ansahen. In ihrem Blick sah ich aber, dass sie kurz davor waren, sich totzulachen. „Lasst den Scheiß!“, flüsterte ich und drehe mich wieder um. Als Ines einen Moment später wieder von einer Kugel getroffen wurde, platze mir der Kragen. Ich stand auf, drehte mich zu Miriam um und knallte mir der flachen Hand auf ihren Tisch: „Sag mal geht’s noch?“, rief ich so laut, dass beide Mädchen zusammen zuckten. Offenbar hatten sie nicht damit gerechnet, dass ich so reagieren würde. Anhand von Ines Reaktion auf alles, wurde mir auch klar, dass sie es wohl sonst immer über sich hatte ergehen lassen, was mich noch wütender machte. Nach dem ersten Schock begann Miriam zu grinsen und fragte gespielt überrascht: „Was geht denn mit dir? Bist du dumm oder so?“Unsere Englischlehrerin war aufgestanden und stand plötzlich neben mir: „He …“, sie musste kurz nachdenken und sprach einfach ohne meinen Namen zu nennen weiter: „ … was bedeutet das hier? Setz dich bitte wieder hin!“Ich schüttelte den Kopf, zeigte auf den Boden hinter Ines und erklärte: „Die beiden schießen Ines hier mit Spuckkugeln ab. Das ist voll widerlich. Sehen sie mal hier auf dem Boden, da liegen schon mindestens 5 Stück.“Frau Johnson blickte kurz zu Boden, hob eine Augenbraue und sah dann Miriam an, die plötzlich gar nicht mehr grinste: „Miriam … warst du das?“„Nein Frau Johnson.“, erklärte sie ohne das dumme Grinsen und schaute kurz zu Steffi. Diese war auch darauf bedacht, bloß nicht ins Fadenkreuz zu geraten und sah lieber schnell weg. Trotzdem fragte Frau Johnson auch sie. Steffi schüttelte ernst den Kopf und sah verlegen Miriam an. Ich stand immer noch vor Miriams Tisch und dann sah ich den Zipfel eines zerrissenen Taschentuchs unter ihrem Heft hervorgucken. Ich griff nach dem Heft, doch Miriam reagierte blitzschnell und zog die Taschentuchreste schnell vom Tisch. Mit der freien Hand fasste ich Miriams Arm, die sofort ärgerlich aufschrie. „HEY!“, blaffte mich Frau Johnson an, die nicht mitbekommen zu haben schien, was hier gerade passiert war. Ich ließ Miriams Hand nicht los und wieder einmal konnte ich meinem Tennistraining danken, dass ich so starke Arme hatte. Ich zog ihre Hand wieder auf den Tisch und fixierte sie dort: „Sie hat das Papier ja noch in der Hand!“, erklärte ich unserer Lehrerin. Frau Johnson blickte aufmerksam Miriams zur Faust geschlossenen Hand an und sagte dann kühl zu mir: „Lass sie los und Miriam … mach die Hand auf.“Ich ließ langsam ihren Arm los und Miriam sah mich böse an. Dann öffnete sie langsam ihre Hand und ließ die Taschentuchreste auf den Tisch fallen: „Mit denen hab ich gar nichts gemacht … ich hab damit nur was aufgewischt …“„Miriam Henning … dafür schreiben sie mir einen 5 seitigen Aufsatz über das Thema benehmen in sozialen Strukturen und wozu es dient!“Miriam wurde blass: „Was? Wegen dem Scheiß?“, blaffte sie Frau Johnson an und zeigte auf Ines: „Die ist doch selbst Schuld mit ihren Diebstählen. Es wäre besser, wenn sie einfach die Klasse verlassen würde. Wir wollen sie hier nicht, oder?“„Genau!“, lachte ein Mädchen hinter uns auf und auch zwei Jungs applaudierten – etwas leiser aber immerhin. Grundsätzlich vernahm ich – wenn auch nicht so offen wie von diesen drein – zustimmendes Gemurmel.„Habt ihr sie noch alle?“, fragte ich laut in die Klasse hinein. Frau Johnson sah mich an und zeigte auf meinen Stuhl. Die Aufforderung war klar, aber ich schüttelte den Kopf: „Nein … sorry!“ Mit diesen Worten ging ich an meiner Lehrerin vorbei und stellte mich vor die Tafel. Mit lauter Stimme sprach ich dann los: „Ich bin gerade mal drei Tage hier in der Klasse, aber so was wie hier abgeht, hab ich noch nie erlebt. Seit mehr als zwei Jahren bestraft ihr Ines für etwas, was sie damals sicherlich falsch gemacht hat. Langsam sollte es mal gut sein, oder? Wer hat hier wirklich einen Grund, sie die ganze Zeit schlecht zu machen, hmmm?“Ich blickte aufmerksam jeden einzelnen Schüler an. Den meisten war es unangenehm und wichen meinem Blick aus. Anna und ein paar andere Mädchen starrten böse zurück. Ich konterte ihren Blick und sprach sie direkt an: „Ja, klar Anna. Du profilierst dich ganz toll, indem du Ines schön jeden Tag durch den Dreck ziehst, aber wie wäre es mal, wenn du sie ab heute einfach mal in Ruhe lassen würdest, hmmm? Glaubst du nicht Sie hat nach über 2 Jahren genug gebüßt für das Handy was du ihr in die Schultasche gesteckt hattest?“Anna kniff die Augen fest zusammen und in der Klasse begann ein aufgeregtes Getuschel. Bevor irgendwer was antworten konnte stellte ich klar: „Jeder hier ahnt doch zumindest, dass Ines das nicht war. Sie wäre doch nicht so blöd das Handy einer Lehrerin zu klauen und bei sich in die Schultasche zu stecken.“„Ach und ich soll das gemacht haben, ja? Was soll n der Scheiß? Hat dich die rothaarige schon so weit verhext, dass du für sie einstehst?“, lachte Anna etwas überzogen.Ich sah sie entsetzt an, dann zu Ines und wieder auf Anna: „Verhext? Sag mal … lebst du noch im Mittelalter? Wach mal auf Anna. Ines geht es richtig Scheiße … das liegt an allen hier in der Klasse und besonders an dir, die du immer wieder dafür sorgst, dass alle schön weiter auf ihr rumhacken. Mal ehrlich … was hat dir Ines getan, dass du sie so hasst? Was hat Ines euch allen getan, dass ihr sie so hasst? Ich hab sie kennen gelernt und ich finde sie ist ein unheimlich nettes, hübsches und … leider auch schrecklich verzweifeltes Mädchen. Wollt ihr alle, dass es so weiter geht? Können wir nicht jetzt und hier ein Schlussstrich unter die alten Geschichten ziehen und neu anfangen … BITTE!“Ruhe!Niemand sagte einen Ton. Alle starrten entweder mich Ines oder Anna an. Frau Johnson sah ebenfalls zu mir, machte aber nicht den Anschein mich für meine Weigerung ‚mich hinzusetzten‘ zu bestrafen.„Sie klaut doch immer noch … hat nie aufgehört!“, stellte Anna dann laut fest und drehte sich zu Tina um, die eine Reihe hinter ihr saß: „Tina, dir hat sie letzte Woche einen Stift geklaut, stimmt doch! Du hast es selbst erzählt.“Tina, die nun die ganze Aufmerksamkeit der Klasse innehatte, sah aus, als würde ihr schlecht werden. Dann schluckte sie und rutschte ein paar Zentimeter auf dem Stuhl herunter ehe sie kleinlaut antwortete: „Er ist weggekommen, aber du hast gesagt das es Ines war … nicht ich.“Anna schnaufte ärgerlich und ich wollte jetzt nicht in der Haut von Tina stecken. Dann sah Anna sich zu Matthias um: „Vor drei Wochen im Sport hast du doch selbst erzählt, dass du Ines gesehen hast, wie sie aus der Umkleidekabine der Jungs kam … und kurz darauf fiel Joshua auf, dass seine Geldbörse weg war.“Matthias machte große Augen, dann nickte er: „Ja, genau.“„HA!“, triumphierte Anna und blitzte mich böse an: „Hab ich doch gesagt sie klaut immer noch!“„Matthias … “, meldete sich plötzlich ein Junge in der letzten Bank. Ich war mir nicht sicher, wer das war, weil so gut hatte ich die Namen der Jungs noch nicht drauf.„Ob sie jetzt drin war oder nicht. Meine Mutter hat meine Geldbörse einen Tag später in der Wäsche gefunden. Ich hatte sie einfach in einer anderen Hose vergessen, die ich in die Wäsche geworfen hatte.“Ich merkte, wie Annas die Fäuste zusammenballte, als sie laut fluchte: „ACH IST DOCH SCHEIß EGAL! Sie ist eine Diebin und hat alles verdienst, was wir gemacht haben!“„Was ihr gemacht habt? Was hast du denn gemacht? Hier mal ein Handy in den Ranzen gesteckt? Da mal ein paar Lügengeschichten über sie erzählt, was?“, fragte ich laut in die Klasse.„Glaubst du echt … irgendwas würde sich jetzt ändern, Charlie?“, fragte Anna mich böse und erhob sich: „Außer, dass wir jetzt alle wissen, dass du mit Ines unter einer Decke steckst? Pass bloß auf, dass … “„ANNA!“, ergriff jetzt Frau Johnson das Wort und erst jetzt realisierte Anna wohl wieder, dass wir nicht allein in der Klasse waren. Frau Johnson trat nun neben mich und legte mir die Hand auf die Schulter, dann drückte sie mich langsam in die Richtung meines Platzes und ich setzte mich wieder. „Anna Claus! Ich denke, ich hab genug gehört. Wenn das auch nur zur Hälfte stimmt, dann solltest du dich was schämen. Ich kann dazu weiter nichts sagen, aber ich werde Herrn Altmeyer darüber informieren, was hier passiert.“ Anna fuhr noch mal auf, wurde aber sofort von Frau Johnson zurechtgewiesen: „Alle zusammen auf einen … was sind denn das für Methoden. Setzt dich Anna und von dir will ich den Rest der Stunde kein einziges Wort mehr hören.“Dann wollte sie gerade mit dem Unterricht fortfahren als hinter mir ein Stuhl weggeschoben wurde. Frau Johnson hob den Blick und auch ich drehte mich erschrocken um, weil ich erst an Miriam oder Steffi denken musste. Dann aber sah ich wie Jan plötzlich den Gang entlang kam und vor unserem Tisch stehen blieb: „Ines?“Ines, der das eben alles mega-peinlich gewesen war, hob den Kopf und sah Jan ängstlich an, der ihr nun die Hand hinstreckte: „Eigentlich hab ich immer gedacht, ich hab da nie mitgemacht, aber gestern in der Stadt, da wurde mir klar, dass auch ich da irgendwie mit drin hänge. Sorry wegen dem ‚Pumuckl‘ und den anderen … Dingen. Ich weiß nicht ob du das damals mit dem Handy warst, aber ich trau es Anna zu, dass sie dir damals eins auswischen wollte. Das passt zu ihr. Es tut mir leid, dass wir alle so mies zu dir waren … ich … zumindest … pass jetzt auf, dass ich es nicht mehr bin. Entschuldige bitte!“Ines Augen wurden groß, während sie die ausgestreckte Hand von Jan betrachtete. Nach einen Moment knuffte ich sie in die Seite und sie ergriff die Hand schnell: „Okay … danke!“Jan drehte sich zu seiner Schwester, sah mich dabei einen Moment an. Dann ging er zurück zu seinem Stuhl und setzte sich wieder. Wieder herrschte Stille in der Klasse und dann stand plötzlich Joshua auf, blieb aber an seinem Platz stehen und erklärte: „Ja … mir tut es auch leid. Ich hab gewusst, dass sie dir das mit dem Portemonnaie anhängen wollten und hab nix gesagt.“, dann sah er sich unsicher um, seufzte schwer und setzte sich wieder. Nur eine Sekunde später seufzte ein Mädchen und erhob sich ebenfalls vom Stuhl. Sie sah unsicher zu mir und Ines herüber, als würde es ihr unheimlich schwer fallen, etwas zu sagen.„Setz dich Issi!“, fauchte Anna plötzlich und Isabelle setzte sich sofort wieder.„Anna, ich hab dir gerade was gesagt … das meinte ich ernst! Verlass bitte den Klassenraum und melde dich beim Direktor im Büro.“Anna sah erschrocken nach vorn, dann lachte sie auf: „Bitte was? Im Ernst?“Frau Johnson sah streng zurück und zeigte stumm zur Tür. Anna schüttelte den Kopf, dann aber wurde auch ihr klar, dass Frau Johnson ihre Meinung nicht einfach ändern würde und stand auf. Ehe sie ging, erhob sie einmal mehr ihre Stimme: „Ihr wisst alle, dass Ines es nicht verdie…“„RAUS ANNA … SOFORT!“, schrie Frau Johnson so laut durch den Raum, dass wir alle zusammen zuckten. Dann ging Anna mit bebenden Lippen aus der Klasse, nicht ohne mir und Ines noch einmal einen bitterbösen Blick zuzuwerfen. Dann schlug sie die Tür so laut zu, dass Frau Johnson sich sichtlich zusammenreißen musste, ihr nicht noch hinterher zu laufen. Stattdessen sah sie zu Isabelle und fragte sie auffordernd: „Du wolltest zu dem Thema noch etwas beisteuern?“Isabelle schaute unsicher nach vorn, dann zu Miriam und Steffi, ehe sie schnell mit dem Kopf schüttelte. Ihr letzter entschuldigender Blick war auf Ines gerichtet. Dann senkte sie den Kopf stumm.Frau Johnson seufzte schwer, dann fuhr sie langsam mit dem Unterricht fort, obwohl das kaum mehr möglich war, weil immer wieder in der Klasse getuschelt wurde.Obwohl wir besprochen hatten, das zu unterlassen, fasste mich Ines unter dem Tisch an der Hand und drückte mich fest. Ich sah sie an und erkannte, dass sie zwischen Rührung und Angst hin und her schwankte. In der Pause guckten wir, dass wir erst mal wegkamen von den anderen. Der Speicher war der beste Ort dafür, aber erotische Gedanken kamen hier jetzt nicht auf. Ines sagte kaum ein Wort, nur dass ihr übel war. Auch mir hatte die Aufregung auf den Magen geschlagen. Meine Bauchschmerzen, die mich ohnehin schon den ganzen Tag begleitet hatten, waren dank der Aktion gerade echt fies geworden. Wir standen die ganze Zeit nur eng umschlungen in den staubigen Raum, bis es zur dritten Stunde klingelte. Erst da flüsterte Ines mir zu: „Das war echt stark, aber ich glaub, du hast Anna und ihre Clique jetzt ebenfalls gegen dich.“Ich lachte locker auf – obwohl das eigentlich klar war – und spielte ihre Angst herunter: „Was will sie machen. Alles was sie mir vorwerfen würde, wäre für jeden klar erkennbar eine Panikreaktion von ihr. Ich mach mir keine Sorgen.“Ines nickte, dann gingen wir wieder in die Klasse. Erdkunde – es gab nichts schöneres … NICHT!Annas Platz blieb frei, als der Unterricht bei Herrn Greiner begann. Niemand sprach darüber, aber wir hatten alle denselben Gedanken, dass Anna vermutlich einen ganz schönen Einlauf bekommen würde. Ich gönnte ihr es auch, wenn man bedachte, dass vermutlich wirklich alles was Ines angetan wurde auf ihrem Mist gebaut war. Nach knappen 15 Minuten klopfte es an der Tür und Anna, gefolgt vom Direktor, Frau Johnson und – meine Laune besserte sich sofort – Moritz traten ein. Augenblicklich sahen alle auf und ich bemerkte wie geknickt Anna wirkte. Der Direktor forderte sie schließlich mit einem nicken auf. Anna schloss die Augen, seufzte genervt und sah dann zu Ines: „Tut mir leid, dass ich in der letzten Zeit so gemein zu dir war.“, dann drehte sie sich um sah leicht abfällig zum Direktor: „Okay?“Allen war klar, dass die Entschuldigung nicht ernst gemeint war, aber entweder begriff es der Direks nicht, oder er wollte es nun einfach gut sein lassen, denn wieder nickte er und verließ dann den Raum mit Frau Johnson. Moritz blieb noch einen Moment stehen, sah dann zu Ines und forderte sie auf: „Kommst du mal mit, ich würde mich gerne noch mal privat mit euch unterhalten. Unter sechs Augen.“Ines erhob sich schon, als Anna sich demonstrativ setzte: „Sie können mich nicht dazu zwingen. Ich hab getan, was man von mir wollte, jetzt will ich nichts weiter vom Unterricht verpassen.“Moritz war offenbar etwas vor den Kopf gestoßen, dann aber nickte er Anna zu: „Okay. Aber denk daran, was wir besprochen haben. Ich will nichts mehr davon hören. Wenn doch, weißt du was dir blüht, ja?“Anna schnaufte, traute sich aber nicht wiederworte zu geben. Dann blickte Herr Altmeyer noch mal durch die Reihen und verharrte einen Moment bei mir, ehe er mir matt zulächelte. Dann verließ auch er den Raum. Anna starrte die ganze Stunde auf ihr Heft, drehte sich kein einziges Mal zu mir oder Ines um. Nach Erdkunde hatten wir eine Stunde Deutsch und dann wieder Pause. Ines und ich gingen nach draußen, wo wir sofort merkten, dass offenbar jeder schon wusste, was in der Klasse passiert war. Nach wenigen Augenblicken trat meine Schwester zu uns und lächelte mir zu: „Auf ein Wort?“, und mit einem Seitenblick auf Ines erklärte sie: „Allein!“Ich sah zu Ines und sie nickte nur wiederwillig. Sie wollte vermutlich jetzt nicht allein hier herumstehen, aber für eine Minute würde es schon gehen. Zusammen mit meiner Schwester ging ich ein paar Meter und dann begann sie schon zu reden: „Ich weiß jetzt mit, wem du zusammen bist.“Ich schluckte schwer, dann sah ich sie ängstlich an: „Woher willst du das denn jetzt wissen?“Larissa lachte auf, dann zeigte sie auf die anderen Schüler, die alle offenbar dasselbe Gesprächsthema hatten. Langsam fragte ich mich, wie diese Sache so hohe Wellen schlagen konnte. Und wenn schon, wie hatte Larissa herausgefunden, dass ich mit Ines zusammen war. Nur weil ich für sie Partei ergriff?„Selbst ich hab es schon gehört.“, klärte sie mich auf und sah plötzlich über meine Schulter und seufzte belustigt auf: „Wenn man vom Teufel spricht, was?“Ich sah sie erschrocken an, dann sah ich mich zu Ines um, aber sah sie nicht. Stattdessen trat ein mir wohlbekannter schwarzhaariger Junge zu uns und blieb abrupt stehen, als wir uns beide zu ihm drehten. Da keiner etwas sagte, begann er einfach und fragte mich: „Charlie … können wir mal kurz reden?“„Ich … ähhhh … gerade ist schlecht … nachher?“, fragte ich und Jan nickte stumm. Dann nickte er mir und Larissa zu und ging wieder. Ich sah wieder zu Larissa, die Jan breit grinsend hinterher sah: „Wie um alles in der Welt hast du dir den denn klargemacht?“„Ich hab ihn mir …“, begann ich belustigt und sah dann Larissa unsicher an: „Wieso denkst du, er wäre mein Freund?“Larissa seufzte abfällig, so als müsse ich mir gar keine Mühe mehr machen, zu verheimlichen, dass es so war. Dann lächelte sie nur breit: „Erstens hat Sophie gehört, dass er sich schon vorgestern nach dir erkundigt hat und wissen wollte, ob dich jemand kennt. Dann hat er dir eben geholfen, erzählen die anderen Schüler aus der 7, als du eben die Obertussi aus deiner Klasse fertig gemacht hast. Außerdem sehe ich doch, wie er dich angesehen hat. Also versuch erst gar nicht mir was vor zu machen. Ist doch voll gut! Ich finde, du hast einen super Fang gemacht … ich gebe zu, ich bin ein bisschen neidisch auf meine kleine Schwester, die mal eben so in drei Tagen die ganze neue Schule aufmischt.“Ich lachte auf: „Als ob.“Larissa blickte wieder umher, dann zuckte sie mit den Schultern: „Und warum sehen dich dann alle an, als wärst du die Hauptattraktion des Zirkus?“Ich sah mich unauffällig um und tatsächlich gingen viele Blicke in meine Richtung, die alle schnell wieder wegguckten, als sie den meinen trafen.„Unheimlich.“, flüsterte ich und Larissa lachte leise: „Ich will nachher alles wissen … und wehe du verschweigst mir auch nur ein Detail.“Ich nickte, während ich mich immer noch unsicher umschaute. Dann suchte ich Ines, aber entdeckte sie nirgendwo. „Ich muss los …“, erklärte ich Larissa und ließ sie dann einfach stehen. Obwohl ich den ganzen Schulhof absuchte, fand ich Ines nicht. Ein ungutes Gefühl beschlich mich und als plötzlich Tina vor mir auftauchte, steigerte es sich auch noch.„Charlie … gut das ich dich gefunden habe. Ich glaube, Anna will sich an Ines irgendwie rächen.“, erklärte sie hastig. „Was? Wie? Wo ist sie?“, fuhr ich sie an und schüttelte sie an der Schulter. „Drinnen, in der Mädchentoilette. Sie hat gesagt, sie wolle sich mit ihr aussprechen, aber ich kenn sie besser … sie hat irgendwas Mieses vor.“„Hast du schon einem Lehrer Bescheid gesagt?“, fragte ich und zog sie schon hinter mir her. Sie schüttelte den Kopf und ich blieb stehen: „Dann lauf zu Herrn Altmeyer und sag ihm was los ist. Ich renn schon mal vor. Beeil dich!“„Okay!“, nickte mir Tina zu und rannte genau wie ich, aber in eine andere Richtung davon. So schnell ich konnte flitzte ich in das Schulgebäude und dann den Gang entlang zu den Toiletten am Ende des Ganges. Vor der Tür lehnte Steffi an der Wand und sah überrascht auf, als sie mich kommen sah. Sie stellte sich zwar sofort demonstrativ vor die Tür, aber ich bremste nicht ab und stieß sie einfach mit meinem Schwung zur Seite und holte sie dabei sogar von den Beinen. Zwar brannte meine Schulter jetzt etwas und mein Bauch tat mehr weh als eben noch, aber das war jetzt alles egal. Ich riss die Tür auf und betrat die Mädchentoiletten. Anna stand vor einem Waschbecken und drehte sich zu mir um, dann lächelte sie mich böse an: „Ach … die neue Schlampe!“„Wo ist Ines?“, blaffte ich sie an, doch bevor ich noch zu irgendwas anders im Stande war, traf mich irgendwas von hinten und warf mich zu Boden. Ich konnte gerade noch die Arme noch vorn reißen, damit ich nicht ohne mich abzufangen auf die harten Fliesen stieß. Durch mein rechtes Handgelenk explodierte ein plötzlicher Schmerz und ich heulte auf, ehe ich mich – mehr instinktiv schaffte – auf den Rücken abrollte. Hinter mir sah ich zwei Gestalten, die ich durch den Schrecken nicht sofort erkannte. Erst beim zweiten Blick wurde mir klar, dass es sich um Miriam und ein Mädchen handelte, die ich nur vom Sehen kannte. Sie passte so gar nicht zu Anna und ihren It-Girls, war mindestens einen Kopf größer als ich und viel kräftiger. Auch kam sie sicher aus der achten oder neunten Klasse. Ich versuchte erst gar nicht wieder auf die Beine zu kommen, sondern krallte meine linke Hand um mein rechtes Handgelenk, von welchem nun ein heißes unangenehmes Pochen und Ziehen ausging. Stattdessen drehte ich den Kopf und sah Anna eher ungläubig als böse an: „Bist du bescheuert? Wo ist Ines?“Anna sah sich um, dann grinste sie böse: „Ups … die ist schon weg … oder war sie gar nicht hier? Da bist du mir wohl in die Falle getappt … du Schlampe!“Ich kniff die Augen zusammen ehe, ich leiser sagte: „Pass bloß auf, Herr Altmeyer ist schon auf dem Weg und dann blüht dir echt ärger!“Anna sah mich einen Moment leicht beunruhigt an, dann ging die Tür hinter mir auf und Steffi kam grinsend herein, direkt hinter ihr gefolgt von Tina. Ich sah Tina hoffend an: „Wo ist Herr Altmeyer?“Erst dann, begriff ich, als Tina beschämt wegsah, wie genau diese ‚Falle‘ konstruiert war. Ich schloss einen Moment die Augen und schüttelte den Kopf, dann flüsterte ich zu den Mädchen: „Was soll das werden? Glaubt ihr, ihr kommt damit durch? Ihr fliegt alle von der Schule, wenn ich zu Moritz gehe.“„Moritz?“, blaffte Anna plötzlich und trat nah an mich heran. Ich setzte mich auf als sie abwertend weiter sprach: „Was geht denn bei euch beiden, hmmm? Warum steht er so hinter dir? Was habt ihr gemacht, dass ihr so gut bei ihm steht?“Am liebsten hätte ich ihr ins Gesicht gesagt, dass wir nicht so eine geschminkte Hackfresse hatten wie sie, aber das verkniff ich mir lieber. Stattdessen schwieg ich. Anna funkelte mich verärgert an, dann sah sie hinter mich und die dicke an: „Hoch mit ihr!“Ich konnte mich gerade noch umsehen, da packte mich das große Mädchen unten den Armen und zog mich hoch. Etwas unsicher kam ich wieder auf die Beine und versuchte mich loszureißen, was mir aber nicht gelang. Dafür bekam ich aber ein Knie in den Rücken gerammt, was mir einen kurzen Schmerzensschrei entlockte, der sogar kurz den Schmerz meines Handgelenks überstrahlte.„Jetzt hör mal zu, du Schlampe. Du bist gerade auf dem besten Wege, mir alles hier kaputt zu machen, was ich mir all die Jahre hart erarbeitet habe. Auf dem Schulhof quatschen die Leute schon über mich. Manche scheinen tatsächlich zu glauben, dass ich das alles nur erfunden hätte. Das geht so nicht weiter! Klar?“Ich konnte mir ein Lächeln nicht verkneifen: „Bist du doch selbst schuld.“Anna kniff die Augen zusammen und fixierte mich mit ihrem Blick, in dem eiskalter Hass funkelte, der mir zugegebener Maßen ein wenig Angst machte. Was dann Folgte war klar, fest und Aussagekräftig. Sie holte einfach aus und pfefferte mir eine mit der offenen Hand. Der Schlag war so fest, dass mein Kopf nach rechts federte. „AUA!!!“Als ich die Augen wieder öffnete, sah Anna mich immer noch so an wie vor der Ohrfeige. Dann ballte sie die Fäuste und sah mich weiterhin eiskalt an, ehe sie flüsterte: „Und noch was … Jan … ist Tabu! Ich weiß, dass er dich mag und du magst ihn vermutlich auch … jeder mag ihn. Aber du lässt deine abartigen Griffel von meinem Halbbruder. Wenn ich auch nur sehe, dass ihr euch auch nur einen Schmollblick zuwerft oder so, dann macht Natalie dich fertig.“Wie auf Kommando wurde der Griff um mich herum fester, dass ich die Zähne zusammen beißen musste. Schließlich lächelte Anna zu ihrer Freundin und sah dann wieder mich an, bevor sie erklärte: „Ach ja … und wenn du mit dem Gedanken spielst gleich zu ‚Moritz‘ zu rennen … lass es lieber.“Ich sah sie fragend, an und sie sah mir an, dass ich genau das gleich tun würde. Dann lächelte sie noch genüsslicher: „Du magst doch Ines, oder? Du weiß auch, dass sie mit ihrer Mama im letzten Loch wohnt, oder?“Ich sah Anna beunruhigt an, dann nickte ich. „Tja … ich sag mal so … sie arbeitet in einer Gärtnerei, weil sie einfach nix gelernt hat. Dumm, wenn ich ihren Arbeitgeber gut kenne, was? Zumindest weiß ich, wie ich es drehen könnte, dass ihre Mama ihren Job verlieren kann. Und das wird sie auch, wenn du … noch ein einziges Mal etwas gegen mich sagst, oder meinen Bruder auch nur einmal ansprichst. Klar!“Ich schluckte, sah Anna an und fragte mich ernsthaft, ob sie bluffte, oder wirklich meinte, was sie da sagte. Offenbar sah sie mir an, wie ich zweifelte und nickte mir zu: „Pass mal auf Schlampe … ich mach es so, weil du mir ja offenbar nicht glaubst, werde ich so frei sein und ein Exempel statuieren. Ich hab eh gerade Bock, deiner Kleptomanin eins reinzuwürgen!“Ich versuchte mich loszureißen, bekam auch meinen linken Arm frei, wurde aber mit dem rechten grob zurückgerissen. Trotzdem trat ich aus und verfehlte nicht. Anna keuchte auf, als mein Schuh sie am Becken traf und kurz aus dem Gleichgewicht brachte. Das war aber schon alles, denn als nächstes verschwamm die Welt vor meine Augen als die dicke Natalie mich in den Schwitzkasten nahm und zudrückte. Ich bekam kaum noch Luft und strampelte so lange, bis ich den Fehler machte mit meiner Verletzten rechten Hand ihren Arm um meinen Hals zu fassen.Ich ließ sofort locker und vermutlich bewahrte mich das vor schlimmeren, denn auch Natalie lockerte ihren Griff leicht… zumindest bekam ich langsam wieder Luft. Dann klärte sich mein panischer Blick wieder und ich sah wie Anna vor mich trat: „Du begreifst es einfach nicht … du blöde Schlampe, was? Du hast keine Ahnung, wer ich bin und wer alles hinter mir steht. Das heute mit dem Direktor wird kaum Folgen haben, weil mein Papa hier fast die ganze Schule gehört. Er hat so viel Kohle in den Bau hier gepumpt, dass niemand den Fehler machen wird, mir wirklich dumm zu kommen. Und weißt du was … ich glaub du brauchst mal eine Lektion, was ich mir erlauben kann und was nicht.“Anna wandte sich ab, betrat eine der Toilettenkabinen und kam wenige Sekunden später wieder heraus. In der Hand hielt sie eine – zumindest ehemalig – weiße Klobürste. Sie schien ihre besten Jahre schon hinter sich zu haben und war leicht gelblich angelaufen. Zwischen den ausgefranzten Borsten, klebten kleine undefinierte dunkle Stücke. „Hmmmmm …“, lachte Anna auf und grinste zu mir: „… da hat Mama aber was Feines zu essen … dann mach mal den Mund auf.“Ungläubig starrte ich Anna an. Das konnte sie nicht ernst meinen. Als sie näher zu mir trat, versuchte ich mich aus dem Griff von Natalie zu winden, aber ich hatte keine Chance. „Hör auf!“, krächzte ich panisch und plötzlich hörte ich eine Stimme hinter mir: „Anna … ich glaub sie hat genug … lass sie doch … sie hat es begriffen.“Anna sah auf, fixierte Tina und zeigte zur Tür: „Verpiss dich Tina. Mit dir bin ich eh noch nicht durch. Sei froh, dass du die Bürste nicht fressen musst.“Dann hörte ich, wie jemand schnell den Raum verließ. Ich konnte nichts sehen, was hinter mir passierte, weil Natalie mich nun deutlich fester hielt und ich nicht mal ansatzweise den Kopf drehen konnte. Anna kam mir nun gefährlich nah und ich schloss lieber den Mund, bevor sie mir das Ding wirklich noch versuchte dort reinzudrücken. Allein bei dem Gedanken wurde mir speiübel. „Hey Charlie … sieh es positiv, jetzt bekommst du auch mal ein bisschen Schminke … auch wenn es nicht so gut riecht, wie die herkömmlichen Produkte, die du dir leisten kannst … ach ja … du kannst dir ja offensichtlich gar keine leisten. Da schaffen wir jetzt aber Abhilfe!“Anna holte aus und klatschte mir die noch feuchte Klobürste einmal von links nach rechts durch das Gesicht. Ich kniff die Augen zusammen, hielt die Luft an und betete, dass mir nichts von den Braunen Krümeln im Gesicht kleben blieb.„Hey Charlie … sag mal: Aaaaaaaaahhhhhhhhhhhhhhhhhhh!“Natürlich machte ich nichts davon, trotzdem klatschte mir die Klobürste diesmal frontal ins Gesicht. Ich musste Luftholen und atmete durch die Nase ein. Der faulige, brackige Geruch ließ mich sofort würgen. Trotzdem musste ich mich nicht übergeben, einzig und allein bittere Galle würgte ich hoch. Ich wagte es die Augen zu öffnen, blinzelte erst nur, dann sah ich Anna vor mir lachen … erst dann kam langsam auch wieder der Ton ihres Gelächters an meine Ohren. Eine Welle von Zorn, Hass und Ekel überwältigte mich und ohne nachzudenken, spukte ich ihr das, was sich in meinem Mund angesammelt hatte in ihre geschminkte Fresse.Anna schrie angewidert auf und sofort wurde mein Hals wieder wie ein Schraubstock zugedrückt. Dann trafen mich ein oder mehrere Tritte in den Bauch. Dass ich stehen blieb lag nur daran, dass Natalie mich weiterhin festhielt. Ich hörte wie ein Wasserhahn benutzt wurde und Anna fluchte, während sie sich offenbar das Gesicht abwusch. Ich blickte wieder auf, als sie das Wasser wieder abdrehe und mich hasserfüllt anglotzte: „So Schlampe … jetzt hast du es übertrieben!“, sagte sie eiskalt. Dann trat sie direkt zu mir und rammte mir ihr Knie zwischen die Beine. Vermutlich gut, dass ich kein Junge war – trotzdem explodierte ein Schmerz in meinem Unterleib. „Was ist los mit dir, Charlie? Willst du oder kannst du nicht begreifen, dass es Augenblicke im Leben gibt, in denen man einfach mal zurückstecken muss? Hör auf dich zu wehren und sieh es ein … du kannst nicht gewinnen … weil du schon verloren hast! Was stehst du so zu der Hexe?“„Vielleicht ist ihr Ines egal und es geht ihr um das andere Ding.“, tippte Miriam.Anna kniff die Augen zusammen und blickte mich plötzlich ernst an: „Ist das so? Wenn ja, dann noch ein letztes Mal im Guten … Finger weg von meinem Halbbruder!“„Wieso? Selbst Interesse?“, spottete ich leise, aber Anna hatte mich gehört. Aber anstelle zu lachen, sah sie mich mehr erschrocken an. Genauso wie ich geschaut hätte, wenn sie mir das bei Ines vorgeworfen hätte. Ich begriff sofort und machte große Augen: „Nein! Echt?“Anna lief augenblicklich rot an, dann wurde sie blass … das ganze ging so schnell, dass ich kurz an das Chamäleon denken musste, welches ich mal als Kind im Zoo gesehen hatte. Miriam trat plötzlich an mir vorbei und fasste Anna am Arm: „Lass die Tussi reden … verpass ihr noch eine mit der Bürste und dann reicht es. Nicht das hier gleich noch was passiert, was irgendwer bereuen müss…“„WEG VON MIR!“, kreischte Anna plötzlich Miriam an und schlug mit der Bürste nach ihr. Miriam wich erschrocken aus und dann sah ich Annas Gesicht wieder. Es war nur noch eine Fratze, von dem, was ihr eigentliches Gesicht darstellte. Sie schlug noch mal nach Miriam, die jetzt zusah, schnell wieder hinter mich zu kommen. Dann baute sich Anna vor mir auf und sah mir direkt in die Augen: „Ist mir SCHEISSEGAL was du glaubst. Aber mein Bruder wird kaum mit einer solchen Schlampe wie dir was anfangen. Wie viele Typen hast du denn schon rangelassen, hmmmm?“Ich sah Anna nur irritiert an, dann ließ sie die Bürste fallen und griff nach dem Verschluss meiner Hose. Ich realisierte erst was sie vorhatte, als sie mir diese schon aufgerissen und fast bis zu den Knien heruntergezogen hatte. Dann begann ich mich zu wehren und Anna bekam einen Tritt nach dem anderen von mir ab. Zumindest so lange bis Natalie mich plötzlich so feste in den Schwitzkasten nahm, dass ich einen Moment begann Sterne zu sehen. Als ich wieder halbwegs bei mir war, lag ich auf dem Boden. Mein Hals war frei und Annas Kopf kam in mein Sichtfeld. Mir war schwindelig, aber im selben Moment spürte ich einen brennenden Schmerz in meinem Schoß und das mein Po ganz kalt wurde.„Hübsches Höschen!“, grinste Anna kalt und dann begriff ich, dass sie mein Höschen in der Hand hielt, welches sie jetzt anhob. Sie warf es ungeachtet hinter sich und sah auf mich hinab. Dann lachte sie nochmals hässlich auf als sie die Klobürste ebenfalls fallen ließ: „Zumindest bist du jetzt keine Jungfrau mehr … das erste Mal mit dem Stiel einer Klobürste … kann auch nicht jeder von sich behaupten, was?“Ihre Worte drangen zwar an mein Ohr, aber nicht in mein Gehirn. Zu sehr schmerzte mich alles und ganz besonders eine Stelle zwischen meinen Beinen. Anna blickte ein letzte Mal auf mich herab, dann zeigte sie mit dem Finger zu mir: „Wenn du irgendwem was sagst, dann schwöre ich dir … mach ich dich kalt. In Zukunft … sei ein liebes kleines Wau-Wau und mach, was ich dir sage. Schlampe!“Dann ging sie an mir vorbei und knallte die Tür zu. Ich versuchte zu verstehen, was gerade passiert war, aber so sehr ich auch versuchte zu verstehen … ich kam einfach nicht weiter in meinen Gedanken. Da waren Schmerzen … schreckliche Schmerzen und diese Klobürste. Immer wieder diese Klobürste. Ich brachte es fertig, den Kopf zur Seite zu drehen. Die Klobürste lag wirklich neben mir, aber der ekelhafte Borstenkopf war nicht das, was mir plötzlich ein Schauer über den Rücken jagte. Es war der schmale Knauf, der oben abgerundet war und nun an der Stelle eine dunkelrote Färbung aufwies. Ich schloss die Augen und versuchte mich zu konzentrieren. Erst langsam gelang es mir zu rekapitulieren, was passiert war, jedoch so mehr ich mir zusammenmalte, desto grausamer wurde es. Ich weiß nicht, wie lange ich auf dem Boden lag, aber irgendwann öffnete ich die Augen und schaffte es irgendwie mich halb auf die Seite zu drehen. Ich zwang mich nach unten zu gucken und stellte erschrocken fest, dass ich tatsächlich weder Jeans, noch Höschen anhatte. Außerdem … war da Blut zwischen meinen Beinen. „N – n – nein!“, krächzte ich panisch.Ich fasste mir zwischen die Beine und hatte erwartet, dass es höllisch wehtun würde. Stattdessen fühlte es sich ganz normal an … ganz normal mit Blut. Der Schmerz schien eher aus mir heraus zu kommen und wieder sah ich zur Klobürste. Ich spürte wie mein Blick unscharf wurde, da sich meine Augen mit Tränen füllten. Ich kroch langsam zur Wand, zog mich an einem Waschbecken hoch und schaffte es meine Jeanshose mit zwei Fingern zu fassen zu bekommen. Bevor ich auch nur daran denken konnte sie anzuziehen, flog die Tür auf und zwei Mädchen betraten laut lachend den Raum. Ich sah sie nicht, doch sie hörten sich jung an. Einen Moment scherzten sie noch, dann wurden beide plötzlich stumm und eine der beiden schrie entsetzt auf. Dann hörte ich wie die beiden rausrannten. Die Tür schlug zu und es wurde wieder still. Ich versuchte nicht mal mehr die Hose anzuziehen, sondern bedeckte einfach nur meinen Schoß mit ihr. Dann flog auch schon wieder die Tür auf und ich vernahm ein erschrockenes Keuchen: „Charlie!“„Raus hier, sofort … Marie … renn ins Sekretariat und ruf einen Notarzt. LOS JETZT! Und TÜR ZU … niemand kommt hier rein … verstanden?“Ich hörte Stimmen, die bestätigten und dann schloss sich die Tür. Schritte näherten sich mir und dann spürte ich die Präsenz von jemandem direkt neben mir. Ich drehte den Kopf aber durch die Tränenschlieren konnte ich niemanden erkennen. „Mensch Charlie … was ist passiert?“, kam nun dir Frage und nun erkannte ich die Stimme auch. Ich weiß nicht ob ich froh oder geschockt war, dass ausgerechnet Moritz jetzt hier war. Ich antwortete nicht und begann nur heftiger zu heulen. Dann erst sah sich Moritz um und zog erschrocken die Luft ein. „Charlie … woher kommt das Blut?“Ich brachte kein Wort raus, verkrampfte nur total und vermutlich konnte es sich Herr Altmeyer eh denken. Trotzdem frage er mich: „Charlie … was ist passiert … war das Anna?“Ich wollte nickten, aber irgendwas hinderte mich daran. Anna war sich einfach zu sicher gewesen, dass ihr nichts passieren konnte. Ich enthielt mich einer Antwort und krampfte nur die Hände in den Stoff der Jeans, die ich mir auf meinen Schoß presste.„Wie schlimm ist es?“, fragte mich Moritz einfühlsam. Ja … wie schlimm war das wohl? Körperlich vermutlich nicht mal so schlimm, da der Bürstengriff – Gott sei Dank – schmal und abgerundet war. Aber … wirklich schrecklich war etwas ganz anderes. Wie hatte Anna es genannt. Entjungfert von einer Klobürste? Ich begann bitterlich zu schluchzen. „Charlie … darf ich mal sehen?“, fraget er und ich schüttelte panisch den Kopf: „N… ne … nein!“, erklang nicht meine Stimme. Zumindest hörte es sich nicht wie meine an. Es war mehr ein seltsames krächzen, das aus meinem Mund kam. Dabei dachte ich nicht mal daran, dass es mir peinlich war, dass Moritz mich dann nackt sehen würde. Er würde dann wissen, dass ich keine Jungfrau mehr war. Daran, dass man das ja nicht ohne weiteres sehen konnte, dachte ich überhaupt nicht. „Charlie … bitte. Ich bin auch vorsichtig, aber … du blutest offenbar sehr stark.“„I … I … Ich weiß …“, krächzte ich wieder und schluchzte.Seine Hand legte sich auf meine, aber nicht um sie wegzuziehen, wie ich anfangs befürchtete, sondern um diese zu nehmen und mich festzuhalten. Ich fasste zu und ließ nicht mal los, als irgendwann eine Sanitäterin und ein Notarzt das Badezimmer betraten. Der Arzt forderte Moritz auf zu gehen, aber ich krallte mich an ihm fest so dass auch dem Notarzt klar wurde, dass Moritz bleiben sollte.„Karin … die Bürste!“, stellte der Mann nun monoton fest. Wenn die Sanitäterin ihn gehört hatte, sagte sie zumindest nichts. „Hey Mädchen, wie heißt du?“Ich antwortete nicht, so dass Moritz das für mich tat.„Was ist denn genau passiert, wo blutet es denn?“, frage der Arzt und Ich begann nur wieder zu heulen. Irgendwer nahm meine Hände und zog sie von der Jeans. Ich schloss die Augen und lehnte meinen Kopf mit der Stirn an Moritz Schulter. Dieser begann damit (oder tat er es schon die ganze Zeit?) mir über den Kopf zu streicheln, während jemand mir die Jeans von den Beinen nahm.Dann flüsterte mir die Sanitäterin zu: „Wir müssen uns das mal eben ansehen … “, dann drückte man mir langsam die Beine auseinander. „Leichte Hämorrhagie … “, erklärte der Arzt und ich hörte das typische Geräusch wenn sich jemand einen Latexhandschuh überzog. Dann zuckte ich leicht zusammen, als mich jemand da berührte, wo mich bisher nur Ines berührt hatte. Plötzlich raunte die Sanitäterin und flüsterte wohl zum Arzt: „Sehen sie das hier?“„Hmmhmm.“, erwiderte er und dann fragte die Sanitäterin: „Charlie, ja? Hörst du mich?“Ich nickte. „Sag mal … hast du schon deine Periode?“, fragte sie vorsichtig. Ich schüttelte den Kopf. „Hattest du heute Beschwerden im Unterleib? Vielleicht fühlte es sich so an wie Bauchschmerzen?“, fragte die junge Frau noch mal und ich wollte gerade den Kopf schütteln, als mir einfiel, dass ich sehr wohl den ganzen Tag schon Bauchweh hatte. Ich öffnete die Augen und drehte den Kopf langsam zu ihr herum, dann nickte ich.Sie lächelte mir wohlwollend zu, dann zeigte sie zwischen meine Beine: „Du hast dich gar nicht verletzt, oder? Das Blut hier, dass kam einfach von selbst, oder?“Ich sah sie skeptisch an. „Dieses Blut, es stammt nicht von einer Verletzung … dazu ist es viel zu dunkel.“, erklärte sie ernst und flüsterte dann lächelnd: „Kleine … du hast deine Tage.“

Charlie Episode 6: Dunkle Wolken

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