Auf Montage Teil 31

Daniel schaut Regina an, „Ja, das war es wirklich, aber nicht nur das, ich bin einfach schon solange unterwegs und als ich dann endlich hier war, ist mir schwarz vor Augen geworden.“„Warum bist du hier?“, fragt Margit erneut.„Ich musste dich einfach sehen. Als du fort warst, wusste ich nicht mehr weiter, ich habe es einfach nicht ausgehalten“, meint Daniel.„Wer hat dir denn die Adresse gegeben?“, fragt Beate, sie sieht, das Margit bei Daniels Worten fast dahin geschmolzen ist und runzelt die Stirn, das ist nicht gut, denkt sie.„Margits Oma, sie hat mir die Adresse gegeben“, erklärt Daniel.„Meine Mama!“, ruft Regina, „aber warum?“„Ich habe sie danach gefragt“, beantwortet Daniel die Frage trocken, „sie wollte, das ich sie anrufe, wenn ich angekommen bin“, er schaut zur Uhr, „ich bin schon so lange unterwegs.“Regina schnappt sich das Telefon und sagt ihrer Mutter Bescheid, sagt ihr dann noch, dass sie bei Daniels Eltern anrufen soll.„Wie bist du denn hier hergekommen?“, fragt Margit.Daniel erzählt die Odyssee, die er erlebt hat.„Und du bist den ganzen Weg von Bahnhof zur Wilhelm-Leuschner-Straße gelaufen, nur um dann zu merken, dass du falsch bist?“, fragt Beate erstaunt.Daniel nickt.Er tut Beate Leid, sie kann sich vorstellen, was er empfunden haben muss. „Hast du Hunger?“, fragt sie ihn.„Ja sehr.“Regina steht auf, „Ich mache dir eine Brühe und ein Brot zurecht“, sie geht in die Küche. Daniel schaut ihr hinterher, blickt kurz auf ihre Beine und wie sie sich bewegt.„Er kann nicht hier bleiben“, sagt Beate.„Aber warum nicht, wo soll er denn hin, er hat doch alles verloren“, Margit setzt sich für ihn ein. Regina kommt wieder, stellt eine Suppentasse und frisches Brot vor Daniel hin, sie hat gehört, was Beate gesagt hat und sieht diese nun neugierig an.„Der Grund bist du, Margit, alleine das du ihn so verteidigst, zeigt mir, dass er nicht bleiben kann. Du bist bei uns, um von dem ganzen Schlamassel weg zu kommen, um wieder zu dir und deinem Baby zu finden.“ Beate sieht zu Daniel hin, der sich die Suppe schmecken lässt.„Weist du überhaupt, was du angerichtet hast, das Margit den Glauben an ihr Kind verloren hat, sie es am liebsten nicht mehr haben wollte. Sie baut jetzt langsam wieder eine Beziehung dazu auf und da platzt du bei uns rein.“Daniel senkt seinen Blick, „Ich weiß, das ich scheiße, gebaut habe und es tut mir leid“, sagt er leise.Beate schüttelt den Kopf, „So einfach ist das aber nicht. Gut du hast deinen Gang nach Canossa gemacht, es gehört aber mehr dazu. Deshalb kannst du nicht hier bleiben. Margit muss Abstand haben. Sie muss wieder Vertrauen gewinnen. Du hast mit deinen Worten so viel kaputt gemacht, das muss langsam gekittet werden, das geht nicht so einfach. Ihr werdet viel Zeit dazu brauchen und du musst ihr die Zeit dazu lassen.“Daniel nickt, „Ich weiß, aber ich weiß nicht weiter, wo soll ich nun hin, ich habe kein Geld, ich habe nichts …“, Tränen sammeln sich in seinen Augen, auch Margit beginnt zu weinen. Sie weiß das Beate recht hat, aber sie liebt ihn immer noch und ihn weinen sehen kann sie nicht.„Ja, das ist ein Problem, wir könnten dich in einem Hotel unterbringen, aber dort wollen die meist Papiere sehen“, Beate überlegt.„Wir könnten Toni fragen“, schlägt Regina vor, „sie sagte doch das wir uns bei ihr melden können, wenn wir Hilfe brauchen.“„Ich weiß nicht, das sind doch Probleme, die wir auch alleine lösen können“, meint Beate.Regina hat jedoch das Telefon schon in der Hand. „Hallo Toni, entschuldige, wenn ich so spät noch anrufe … ja sagtest du …nein mit mir ist alles in Ordnung, wir haben einen Gast mit dem hier nichts anfangen können …ein junger Mann …nein natürlich nicht! Was du nun wieder denkst“, Regina muss trotz des Ernstes der Lage lächeln, sie erklärt Toni, was los ist. Bedankt sich dann.„Toni kommt gleich vorbei, er kann bei ihr schlafen.“„Das können wir doch nicht annehmen, was denkt Toni von uns.“Regina lacht nun richtig, „sie dachte, dass mir ein Mann hinterhergelaufen sei, der nun vor unserer Tür herumlungert und nicht weg will.“Regina schlägt die Hand vor die Stirn, „So ein Mist!“„Was ist los?“, fragt Beate.„Ich wollte Toni noch sagen, das sie sich etwas Geheimnisvoll benehmen sollte.“„Warum das denn?“, dann begreift Beate, „Lass doch die arme Frau in Ruhe, sie kann doch nichts dafür, das sie so neugierig ist, irgendwann haben wir die Polizei hier stehen!“Sogar Margit muss nun kichern, sie kann sich noch gut an ihre Ankunft erinnern. Nur Daniel hat keinen Schimmer, was los ist, er weiß nur das er wieder von Margit weg soll.Regina flüstert Beate etwas zu, die muss grinsen, „Nein, das können wir nicht machen, schon wegen Toni nicht.“„Hört mal zu ihr beiden“, beginnt sie und erklärt, wer da nun gleich zu ihnen kommt. Dass Toni genau wie Regina als Mann geboren aber eigentlich eine Frau ist, nur das Toni gut zwei Meter groß und daher eine sehr eindrucksvolle Erscheinung sei, das sie aber durch und durch Frau ist und ein guter Mensch sei. Und das Margit und Daniel Toni nicht anstarren sollen, sondern sie einfach nehmen wie sie ist. Die beiden sind nun natürlich mächtig gespannt, auch Margit hat Toni ja noch nicht kennengelernt, sie waren wohl mit ihr bei Walter, sie hat dort sogar Kai und Uwe kennengelernt, aber Toni kennt sie noch nicht.Daniel ist traurig, gerade hat er Margit wiedergesehen, war ihr nahe und nun wird er weggeschickt. Er weiß, dass er wirklich Mist gebaut hat. Aber das es so schlimm ist, dass Margit nicht mehr mit der Schwangerschaft zurechtkam, hatte er nicht gewusst. Ihm sind immer nur Vorhaltungen gemacht worden, was er getan habe, was das sollte und so weiter. Er konnte nicht darüber reden, nicht mit seinen Eltern, nicht mit Margits Eltern und mit Margit selber schon gar nicht. Daniel wollte ihr nicht unter die Augen treten, nicht nach dem was er gesagt hat. Jetzt war es etwas anderes, als sie fort war, hat er gespürt, was sie ihm bedeutet und er musste zu ihr gehen und nun wollen sie ihn nicht haben, diese Beate jedenfalls nicht.Die Sache mit Erwin macht ihm auch zu schaffen, wieso war er eine Frau? Er oder besser sie, Regina, war sogar eine attraktive Frau. Daniel versteht das nicht. Aber so ist es immer, natürlich hat er von solchen Frauen gelesen, auch Bilder schon gesehen, aber es real zu erleben, noch dazu wo es quasi eine Verwandte ist, da ist man schnell überfordert. Diese Toni soll auch so eine sein und er soll dort schlafen, auch etwas was ihm zu schaffen macht. Was wird sie von ihm verlangen? Er malt sich wilde Sachen aus. Er sieht sich schon im Rosa Kleidchen auf einer Couch sitzen. „Wie ist denn diese Toni?“, fragt Margit.„Sie ist sehr nett, aber direkt, wenn ihr jemand doof kommt, dann kann sie auch wohl austeilen. Sie hat es nicht leicht gehabt. Toni war als Mann verheiratet und hatte Kinder. Das alles hat sie aufgeben müssen, als sie eine Frau wurde. Ihre Familie hat mit ihr anscheinend gebrochen, sie sagte jedenfalls, dass sie keinen Kontakt mehr zu ihren Kindern hat“, erklärt Beate.„Wie alt ist …sie denn?“, fragt Daniel.„Ich schätze sie von meinem Alter“, meint Beate, gibt ihr alter aber nicht preis. Das Telefon klingelt, Hedwig ist dran und möchte mit Margit sprechen. Sie geht zum Telefonieren in den Flur. Die andern hören gedämpft ihre Stimme, „Nein Mama er bleibt nicht hier …ja ich weiß was er gemacht hat, …das hat Beate auch schon gesagt, …nein Mama“ es geht eine Weile so weiter.„Noch jemand, der etwas dagegen hat, das Daniel hierbleibt“, meint Beate.Daniel windet sich, er hat wirklich einen großen Fehler begangen. Wieder sammeln sich Tränen in seinen Augen. Das kann Regina nicht haben, sie zögert, doch dann geht sie zu ihm und setzt sich neben ihm und legt eine Hand auf seinen Arm. Beate lächelt ein wenig, wieder ein weiblicher Zug von Regina.Margit kommt zu ihnen zurück, setzt sich auch zu Daniel. „Mama will auch das er wieder geht“, meint sie.„Das ist jetzt im Moment das Beste für euch, auch wenn ihr uns am liebsten zum Teufel jagen würdet, ihr werdet es später verstehen. Daniel muss dir Raum geben und er muss dir Zeit lassen.“Daniel nickt, „Ja, ich dachte, wenn ich zu ihr fahre, ist alles wieder gut, aber ich sehe jetzt erst ein, was ich alles angerichtet habe.“ Er schaut Margit an, „Ich liebe dich.“Margit schluckt, erwidert aber nichts. Sie liebt ihn doch auch, kann es aber nicht zu ihm sagen, noch nicht. Sie nimmt seine Hand, „Ich weiß“, sagt sie, dann zuckt sie leicht zusammen.„Was ist?“, fragt Daniel.„Das Baby, es tritt mich.“Daniel macht große Augen, „Kann ich das auch fühlen?“Margit nimmt seine Hand und legt sie sich auf den Bauch, doch das Baby ist ruhig. Sie lächelt, „Auf Kommando geht das nicht, das will unsere Tochter nicht.“ Sie blickt ihm bei diesen Worten in die Augen.„Ja, unsere Tochter“, wiederholt er.Die Türklingel reißt alle aus dieser intimen Szene, Toni ist da! Regina springt auf und eilt zur Tür. Mit Toni kommt sie zurück ins Wohnzimmer.„Hallo ihr lieben“, sagt Toni mit ihrer tiefen Stimme und schaut dann Daniel an, „Das ist also der Bursche!“Daniel sieht scheu zu Toni hin, er wird immer kleiner auf der Couch. Was für ein Riese, denkt er und das soll eine Frau sein? Sie kommt näher und blickt nun auf Daniel runter, dem wird immer ungemütlicher, mit dieser Person soll er mitgehen?„Du bist also Daniel?“Er kann nur nicken.Toni lächelt, sieht dann rüber zu Margit, „Und du bist Margit, die schwangere Margit“, wieder sieht sie zu Daniel, „die mit eurem Kind schwanger ist, das du verleugnet hast?“Daniel wird noch kleiner.„Daniel hat es nicht so gemeint“, wieder setzt Margit sich für ihn ein.„Das stimmt“, sagt sehr er leise, „aber ich habe es gesagt.“„Richtig!“, sagt Toni, wendet sich dann Beate und Regina zu, „ich klemme ihn mir nun unter dem Arm und zische wieder los. Wie lange soll er denn bleiben? Eine Nacht? Soll ich ihn morgen zum Bahnhof bringen?“Beate zuckt mit den Schultern, „Das müssen wir noch klären, er hat kein Geld, er hat alles verloren.“„Verloren? Er hat gespielt?“„Nein nein“, Beate winkt ab, „er hat seine Geldbörse im Zug verloren, auf der Fahrt hierher.“„Nun gut“, sagt Toni, „wir werden sehen, ich nehme ihn erst mal mit. Also hoch mit dir!“Langsam erhebt sich Daniel, auch die andern stehen auf. Zögernd geht Daniel auf Margit zu, er sieht, dass sie ihre Arme vor der Brust verschränkt hat. Gerne würde er sie in den Arm nehmen, aber soweit ist sie noch nicht. Daniel verabschiedet sich leise. Toni um so lauter, alle werden in den Arm genommen und gedrückt, danach gehen Daniel und sie zum Auto. Daniel schaut sich um, alle drei stehen in der Tür, er winkt und sie winken zurück, auch Margit. Toni ruft den dreien nochmal ein „Tschüs, ihr lieben zu“ und steigt ins Auto, Daniel setzt sich auf den Beifahrersitz und sie fahren los. Beate, Regina und Margit schauen dem Auto nach bis es nicht mehr zu sehen ist.Margit beginnt zu weinen, solange Daniel da war, wollte sie es nicht, doch nun schüttelt es sie. Beate bringt sie in die Wohnung. Regina schließt die Tür, schaut aber noch gebannt zum Nachbarhaus, ob die Olle es wohl mitbekommen hat? Besonders das Toni noch so laut gerufen hat, freut Regina und richtig, sie sieht eine Bewegung hinter der Gardine. Die Nachbarin hat dort gelauert. Regina freut sich diebisch darüber, geht schnell zu Beate, um es ihr zu sagen, doch diese hat keine Zeit dazu, sie versucht Margit zu beruhigen. Dieser Daniel, denkt Beate, was kommt der auch einfach hierher! Daniel hat jedoch andere Sorgen, schweigend sitzt er neben Toni, wagt sich kaum zu rühren. Immer wieder sieht er zu Toni hinüber, wie sie konzentriert das Auto lenkt. Sie halten vor einem Mehrfamilienhaus, Toni wohnt dort im vierten Stock, zum Glück gibt es einen Aufzug, obwohl Daniel es nicht als Glück empfindet mit Toni in der engen Kabine zu stehen. Toni führt ihn in ihre Wohnung. Diese ist nicht groß, aber sehr gemütlich eingerichtet. Man sieht auf den ersten Blick, das eine hier Frau wohnt, alles strahlt Weiblichkeit aus.„Komm wir gehen ins Wohnzimmer, hier diese Tür. Möchtest du auch ein Bier?“Daniel nickt und geht in die Stube.Toni kommt wenig später zu ihm, hat zwei Bierflaschen in der Hand. Keine Gläser. Sie sucht einen Flaschenöffner, da sie keinen findet, nimmt sie einen Fächer, der zur Deko auf dem Tisch liegt und öffnet die Flaschen mit dem Stiel, danach legt sie ihn wieder ordentlich hin. Toni lächelt Daniel an, „Wer eine Bierflasche nicht auf bekommt, darf auch nicht trinken.“ Sie reicht Daniel eine Flasche, sagt Prost und nimmt selber einen langen Schluck aus ihrer. „Das tut gut“, meint sie dann.Daniel entspannt sich etwas, Toni verwirrt ihn, mal ist sie ganz Frau, aber nun das Bier, wie ein Mann, er fast sich ein Herz und fragt nach ihrem Lebensweg. Sie erzählt ihm die ganze Geschichte, zeigt ihm Bilder ihrer Kinder, die sie nun schon so lange nicht gesehen hat und auch ein Bild ihrer damaligen Frau. Daniel wird immer gelöster, er fragt, ob sie eine Beziehung hat?„Zu einem Mann?“, fragt sie zunächst zurück, fährt jedoch gleich fort, „Ich hatte mal einen Freund, eine Beziehung, das hat aber nicht sehr lange gehalten, ich war gut ein Jahr mit ihm zusammen, dann ging es nicht mehr. Ich bin eine sehr schwierige Frau“, sie lächelt traurig, „ich habe ihn geliebt und er mich, es war meine Eifersucht, jedes Mal, wenn er mit einer anderen sprach, wurde ich zur Furie, dies hat er zum Schluss nicht mehr ausgehalten.“„Ich glaube, man sollte nicht in deiner Nähe sein, wenn du zur Furie wirst“, meint Daniel und hält dann erschreckt die Hand vor dem Mund. Es war ihm so raus gerutscht. Aber Toni lacht laut, „Das stimmt.“ Sie holt etwas zum Knabbern aus einem Schrank und legt die Tüte auf den Tisch, dann sieht sie Daniel an, „Was ist mit dir? Warum hast du das gemacht? So wie ich das verstanden habe hast du deine Freundin verdächtigt, dass sie mit einem anderen zusammen war, das das Kind nicht von dir ist“. „Ja, das stimmt, meine Freunde haben mich damit verrückt gemacht, irgendwann habe ich Rot gesehen.“„Freunde die so etwas machen, sind keine Freunde.“„Das weiß ich jetzt auch, sie haben einfach immer weiter gebohrt, ja und dann mit der Schwangerschaft überhaupt, es war nicht geplant.“„Habt ihr nicht verhütet?“„Doch Margit hat die Pille genommen, ich weiß auch nicht wie das geschehen konnte.“„Es kann passieren ihr braucht nur mal übel zu werden so das sie die Pille wieder ausko… ausspuckt oder das sie Antibiotika nehmen muss. Sie ist noch jung, hat nicht so viel Erfahrung.“„Schon möglich, aber trotzdem war es nicht geplant.“„Ach Daniel, immer wenn du mit einer Frau ins Bett steigst, besteht die Gefahr, das sie Schwanger wird. An eine Abtreibung habt ihr nicht gedacht?“Daniel zuckt mit den Schultern, „Als wir wussten, dass sie Schwanger ist, hatten wir kurz darüber nachgedacht, haben uns dann aber dagegen entschieden.“„Also wolltest du das Kind auch?“„Ja.“„Ja, aber dann kamen die Sorgen?“„Ja und eben meine Freunde, sie sind alle ohne Kinder, haben mich verrückt gemacht.“ Daniel erzählt immer weiter, erst über sich und Margit, dann über das Verhältnis zu seinen Eltern und zu den Eltern von Margit. Dass er seine Lehre geschmissen hat, die Angst vor der Zukunft und der Verantwortung alles lässt er raus. Toni hört ihm zu, lässt ihn reden. Erst gegen Elf wird Daniel müde, der Tag war doch recht anstrengend für ihn, er hält aber durch bis Mitternacht. Toni bereitet ihm ein Nachtlager auf der Couch, gibt ihm einen Schlafanzug, welcher noch von ihrem verflossenen ist und sagt dann gute Nacht. Daniel zieht sich um, schlüpft unter die Decke und schläft schnell ein. Er denkt kurz daran, was er sich ausgemalt hat, als er das erste Mal von Toni gehört hat und muss über sich selber lachen. Toni ist ein guter Kumpel, ein Freund, nein, eine Freundin.Er wacht am nächsten Morgen mit Muskelkater in seinen Beinen auf. Toni ist schon wach und hat Brötchen für das Frühstück besorgt. Sie gibt ihm den Tipp, möglichst heiß zu Duschen, das würde gegen Muskelkater wahre Wunder wirken, sie hat für ihn noch frische Wäsche hingelegt. Die ist auch von ihrem Ex, ist aber alles neu, er hat es nie angehabt, versichert sie ihm.Die Dusche belebt ihn wirklich. Er setzt sich zu Toni an den kleinen Küchentisch und frühstückt mit ihr. Sie sieht ihn nachdenklich an, „Ich weiß nicht was ich mit dir machen soll? Ich muss gleich weg, ich könnte dich mit nehmen, ich weiß aber nicht, ob du das verkraftest?“„Um was geht es denn?“„Ich arbeite Ehrenamtlich in einem Kinderhospiz, weißt du, was das ist?“„Nein, das sagt mir nichts.“„Es ist eine Art Pflegeheim für unheilbar kranke Kinder, ich helfe dort, spiele mit den Kindern, lese ihnen was vor und helfe, wo ich kann.“„Ich könnte es ja versuchen.“„Wirklich?“„Ja.“„Okay, versuchen wir es, aber wenn du merkst, dass es nicht mehr geht, dann sage vorher Bescheid. Die Kinder brauchen kein Mitleid, sie wissen was mit ihnen los ist.“„Werde ich machen!“Also nimmt Toni ihn mit in das Kinderhospiz. Es ist ein helles freundliches Haus mit einer großen Grünanlage dahinter. Toni meldet sich an und stellt Daniel vor, als Freund der auch helfen möchte. Toni sagt dem Pflegepersonal, das sie auf ihn achten wird, damit sind Mitarbeiter zufrieden. Daniels erste Tat ist das Säubern des Sandkastens draußen in der Grünanlage. Kinder sieht er nicht viele, nur ein Mädchen im Rollstuhl. Sie schaut ihm zu, fragt nach seinem Namen.„Ich heiße Daniel und du?“„Mich nennen alle hier Feline, richtig heiße ich Martina.“„Warum nennen dich alle Feline?“„Das ist die Freundin von Bambi, ich mag die Geschichte, besonders die Feline.“Daniel unterhält sich weiter mit ihr und sie folgt ihm, als er mit dem Sandkasten fertig ist und er zu Toni geht.„Hallo Feline“, wird sie von Toni begrüßt, „soll Daniel dir was vorlesen?“„Oh ja, Bambi!“Toni bringt die beiden zu einer Sitzecke, sucht das Buch und reicht es Daniel, „Du kannst sie ruhig auf den Schoß nehmen, Feline liebt es die Bilder zu betrachten.“So sitzt Daniel da, Feline auf dem Schoß und liest ihr Bambi vor, andere Kinder kommen auch zu ihnen, hören eine Zeitlang zu und gehen wieder fort. Nachdem er dreimal Bambi gelesen hat, möchte Feline ein anderes Buch vorgelesen haben, auch diesen Wunsch erfüllt er ihr. Daniel verbringt viel Zeit mit Feline. Er spielt sogar Tischfußball mit ihr. Spielt dabei extra ungeschickt. Feline hat nur wenig kraft in ihren Armen und Händen, kann die Spieler nur langsam bewegen und doch gewinnt sie, sie jubelt bei jedem Tor, und freut sich darüber, wie sehr Daniel sich ärgert. Nach dem Spiel sagt Daniel zu Feline, das er aufs Klo muss. Er geht jedoch zu Toni und fragt, was das kleine Mädchen hat. Toni erklärt, dass die Ärzte es nicht genau wissen, das sie aber sehr krank ist. Daniel fragt, ob sie sterben wird. Toni sagt, dass Feline bald sterben wird. Die Krankheit greift immer mehr Organe an. Toni erkennt, wie es in Daniel aussieht und führt ihn in einen Raum. Wenn du weinen musst, kannst du es hier machen, nicht vor den Kindern. Die Kinder wissen was los ist, brauchen keine Tränen. Toni sagt ihm noch, dass er es großartig macht mit Feline und lässt ihn alleine.Der Raum, in dem Toni ihn geführt hat, ist nicht groß. Es hängen Kinderzeichnungen an der Wand. Zeichnungen mit kleinen Engeln, die in die Sonne fliegen. Zeichnungen von Menschen und Häusern, alles von Kinderhand gemalt. Ein großes schlichtes Kreuz hängt an einer anderen Wand. Dies kommt Daniel wie Hohn vor. Wie kann Gott so etwas zulassen? Er setzt sich auf einen Hocker und weint bitterlich um Feline und um alle anderen Kinder. Es dauert eine Weile, bis er wieder hinausgehen kann. Im Bad wäscht sich Daniel das Gesicht und sucht Toni.„Na geht es wieder?“, fragt sie und nimmt ihn in den Arm.Er nickt.„Wenn du möchtest, kannst du wieder zu Feline gehen, sie liebt es, wenn man mit ihr spazieren geht.“Das macht Daniel auch, er schiebt ihren Rollstuhl vor sich her und redet mit ihr, unterhält sich über alles, was ihm so einfällt. So vergehen die Stunden. Daniel kümmert sich den Tag über um Feline und es tut ihm leid, das er am späten Nachmittag fort muss.Feline fragt, ob er wieder kommt.Toni antwortet für ihn, sie sagt ihr, das Daniel weg muss in eine andere Stadt und sie sagt ihr, das er bald Papa wird, das er eine Tochter bekommt, die sicher auch so hübsch wie sie selber sein wird. Feline meint das Daniel bestimmt ein guter Papa sein wird. Daniel beugt sich runter so das, das Mädchen ihre Arme um ihn legen kann und er ihr einen Kuss auf die Wange gibt.Er weint die ganze Fahrt über und auch als sie zu Tonis Wohnung hoch gehen fließen noch immer tränen bei ihm. Das Mädchen meinte, dass er ein guter Papa wird, aber das ist er nicht, das ist es, was in fertig macht, das und das Schicksal von Feline. Er redet mit Toni, fragt, was er machen kann, wie er wieder mit Margit zusammenkommt, wie er seine Worte ungeschehen werden lassen kann?Toni meint, was gesagt wurde, ist gesagt, man kann so etwas nicht zurücknehmen. Sie schlägt vor, das er Margit alles aufschreiben soll, wie es in ihm aussieht und das er alles machen möchte, damit sie wieder Vertrauen zu ihm hat. Daniel sagt, dass er nicht gut schreiben kann, nicht die richtigen Worte findet. Das wird schon klappen, meint Toni und erklärt weiter, selbst wenn der Brief vor Fehlern nur so strotzt, wird Margit es merken, wenn er von Herzen kommt.Toni schlägt vor, dass er den Brief Morgen schreiben soll, denn sie will heute Abend mit ihm zu Walter. Das machen sie auch, unterwegs essen sie etwas. Daniel ist es peinlich, dass er kein Geld hat, Toni ist dies egal. Als sie später dann bei Walter in die Kneipe kommen, meint dieser erst, dass Daniel das neue Betthäschen von Toni wäre, was Daniel die Röte ins Gesicht treibt. Toni klärt alles auf. Walter kennt Margit, Regina und Beate waren mit ihr bei ihm gewesen, er weiß auch was Daniel angestellt hat. Daniel meint, dass er schon eingesehen hat, dass er voll den Mist gebaut hat und das er es nun wieder geradebiegen will. Walter meint, das Margit es wert ist, sie sei ein gutes Mädchen.Die Kneipe ist am Samstag gut besucht und alle Gäste scheinen Toni zu kennen, so lernt Daniel viele Leute kennen. Er macht eine neue Erfahrung, unter seinen Freunden galten Schwule nicht viel, die haben sich drüber lustig gemacht. Daniel merkt aber, dass es nette und ganz normale Menschen sind. Er lernt auch Kai und Uwe kennen, es macht ihm sogar nichts aus, als die beiden sich in seiner Nähe Küssen. Der Umgang mit Toni hat sein Leben bereichert. Sie verbringen den ganzen Abend bei Walter, kehren erst spät Heim. Kai und Uwe meinten zum Abschied, dass er gut auf Margit und seine ungeborene Tochter achtgeben soll und wünschten ihm alles Gute. Die Nacht verbringt er wieder auf der Couch. Am nächsten Tag setzt er sich hin und schreibt Margit einen Brief. Toni lässt ihn ganz in Ruhe. Sie lässt ihn sogar alleine in der Wohnung. Kommt erst später wieder, um Daniel zum Bahnhof zu bringen. Er hat nicht damit gerechnet jemanden zu sehen, doch Beate, Regina und Margit sind auch da. Daniel kann Margit den Brief selber übergeben, er dachte schon das er ihn Toni geben muss. Auch der Abschied ist eine Überraschung. Margit umarmt ihn, hält ihn fest. Er sagt, dass er sie vermissen wird und sie sagt ihm das gleiche, was ihn die Tränen in die Augen treibt. Er spürt, dass es Hoffnung für ihn gibt. Auch Margit weint, als er einsteigen muss und der Zug sich in Bewegung setzt. Sie weint auch zu Hause bei Beate, als sie den Brief liest und als Daniel anruft, das er gut zu Hause angekommen ist, unterhalten die beiden sich noch lange.Am Montag, gleich nach der Arbeit geht Daniel zu Hedwig und Horst und redet sehr lange mit ihnen. Natürlich gibt es von Horst ein Donnerwetter, aber Daniel stellt sich ihm und zum Schluss kann er mit dem Gewissen heimgehen, das er wieder zu ihnen gehen kann, er ist schließlich der Vater ihrer Enkelin. So baut Daniel Schritt für Schritt seine Beziehung mit Margit wieder auf. Er telefoniert jeden Tag mit ihr und am Ende der Woche wird sie zu ihm zurückkommen. Sie hätte es nicht mehr ausgehalten ohne ihn. Überglücklich würde er sie in seine Arme schließen und ihr sagen, dass er sie liebt und diesmal würde sie es erwidern. Die letzten Wochen der Schwangerschaft erleben sie gemeinsam und er fühlt noch oft die Bewegungen seiner Tochter in Margits Bauch.Ein trauriger Brief erreicht ihn aber noch, Toni schreibt ihm, das Feline gestorben sei, sie aber immer wieder von ihn gesprochen habe, sich immer wieder an das Tischfußballspiel erinnert habe, sie hat sogar ein Bild davon gemalt. Toni hat es mitgeschickt, es soll ihn und Feline beim Spielen zeigen, es sind nur einfache Striche und Kreise und doch erkennt er sich und das kleine Mädchen darin. Seine Mutter hat ihm den Brief gegeben, sieht das er anfängt zu weinen. Sie weiß nicht was los ist. Er erzählt ihr alles, was er mit der kleinen erlebt hat und sie erkennt ihren Sohn kaum wieder. Früher war er oberflächlich, nun ist er ein neuer Mensch, seit er da oben bei Beate und dieser Toni war. Sie besorgt einen Rahmen für Felines Bild und dieses Bild wird ihn sein ganzes Leben begleiten.Später wird seine Tochter geboren und er muss wieder an Felines Worte denken, das er sicher ein guter Papa sein wird. Er verspricht es seiner Tochter, die er nun auf dem Arm hat. Er hat gesehen, wie sie geboren wurde und wie ihren ersten Atemzug macht. Sie bekommt den Spitznamen Feline von ihm.

Auf Montage Teil 31

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