Mama stieg mit uns aus und ließ es sich auch nicht nehmen, noch mit ins Sekretariat zu kommen. Dort begrüßte uns der Direktor persönlich, was wohl ein Highlight hier war, denn alle betonten andauernd, wie selten es wäre, dass der Direktor einmal hier war. Ich meine, wo sollte er denn sonst sein, als in seiner Schule? Ich verkniff mir die Frage lieber …Eine junge Frau – so Mitte 20 – führte uns beide durch die Flure und brachte erst meine Schwester zu ihrer Klasse und dann mich in meine. Lari war ein Jahr älter als ich, ging also schon in die 10 Klasse. Ich wurde dann in die 9 gesteckt. Anke, so hieß die junge Frau die uns brachte, öffnete nur schnell die Tür und trat dann mit mir ein. Der Lehrer der am Pult stand und gerade etwas erzählte, musterte mich eine Sekunde, lächelte dann und reichte mir die Hand: „Dann bist du die neue Schülerin?“Ich nickte einfach nur, ergriff dann seine Hand. „Ich bin Herr Altmeyer und mit mir hast du Mathe und Sport. Ich bin auch der Klassenlehrer.“, klärte er mich auf und zeigte dann in den Raum: „Und dass sind dann deine neuen Mitschüler. Wie heißt du denn?“Erst jetzt drehte ich mich zu den anderen um. Die meisten musterten mich interessiert, aber einigen schien ich auch völlig egal zu sein. Ich sah wieder zu meinem neuen Klassenlehrer, der mich erwartungsvoll anblickte: „Ach so …“, gab ich leicht holprig von mir: „ … Charlie, Charlie Tesch.“„Woher kommst du?“, rief irgendein anderer Schüler durch den Raum und ich drehte mich um, konnte aber nicht erkennen, wer da gefragt hatte. Also antwortete ich zur Klasse: „Vom Bodensee.“„Wer von euch würde denn Charlie – schöner Name übrigens – ein bisschen helfen, sich zu Recht zu finden?“Ein Junge mit Brille und kariertem Hemd zeigte hektisch auf. Ich musste nicht mal genau hinsehen, um zu begreifen, dass dies der Klassenstreber war. Herr Altmeyer lächelte matt und seufzte: „Ja, Holger, ich hatte da aber eher an ein Mädchen gedacht.“„Ach so …“, klang er enttäuscht auf und nahm den Arm herunter. „Ist das nicht diskriminierend, ein Geschlecht auszuschließen?“, rief plötzlich von hinten ein Junge mit schwarzen Haaren. Alle lachten und auch Herr Altmeyer konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. Unser Klassenlehrer war mir schon jetzt total sympathisch. Ganz anders als die strengeren –meist älteren – Lehrer aus meiner alten Schule. „Erklärst du dich dann bereit, Charlie die Damentoiletten zu zeigen, Jan?“, fragte Herr Altmeyer belustigt und Jan nickte sofort: „Mit ihrer Erlaubnis gern!“„Ich hatte auch nichts anderes erwartet, aber nein Danke!“, schloss der Lehrer die Diskussion und wandte sich einem blonden Mädchen mit langen Haaren zu, die in der dritten Reihe saß: „Anna … wie siehst aus. Für deine Aktion gestern, hab ich eh noch was gut bei dir.“, lächelte er nun.Anna sah auf, fixierte mich und grinste dann frech: „Zumindest kann ich ihr mal zeigen, wie man sich anständig zurecht macht, wenn wir schon mal vor nem Spiegel stehen.“Ich blickte sie verunsichert an und als die anderen Mädchen teil offen, teils mit der Hand vor dem Mund begannen zu lachen und zu tuscheln … wurde mir schlecht. Erst jetzt wurde mir klar, dass alle – wirklich ausnahmslos alle Mädchen hier geschminkt waren. Und wenn es nach mir ging, nicht gerade dezent. Selbst Larissa war noch locker drauf in der Hinsicht, wenn ich es mit den Mädchen vor mir verglich. In diesem Moment wäre ich am liebsten im Erdboden versunken – oder zumindest sofort rückwärts aus der Klasse rausmarschiert.„Witzig Anna, aber kann ja nicht gleich jede wie ne Bordsteinschwalbe wie du rumlaufen.“, rief der schwarzhaarige Junge von hinten und augenblicklich verstummte das Gelächter. Anna drehte sich um und wenn Blicke hätten töten können, wäre Jan jetzt leblos vom Stuhl gerutscht. Tat er aber nicht. „Herr Altmeyer … ich würde ihr gern alles zeigen.“, meldete sich plötzlich ein Mädchen aus der zweiten Reihe, ganz links an der Wand, dass ich sie erst jetzt wirklich wahrnahm. Eigentlich ein Wunder, dass ich sie erst jetzt sah, denn ihr Typ war auffällig wie eine rote Ampel in der Nacht. Sie hatte rote – oder mehr rotblonde – glatte Haare und offenbar grüne Augen. Sie lächelte, wenn auch total schüchtern und ich sah ihr an, dass es sie Überwindung gekostet haben musste, sich zu melden. Trotzdem wirkte sie gleich sympathisch auf mich.Herr Altmeyer wirkte aber – als ich mich zu ihm herumdrehte – wenig begeistert, was man ihm ebenfalls gleich ansehen konnte. Er räusperte sich und dachte über den Vorschlag nach, dann sah er sich noch einmal zu den anderen um, ob sich nicht sonst noch jemand melden würde. Erst dann, nickte er dem Mädchen zu, neben der auch noch ein Platz frei war und sagte seufzend: „Na gut, Ines, aber …“, er stockte, dachte nach und warf Ines noch einen ernsten Blick zu. Dann nickte er einfach nur noch und wandte sich dann mir zu: „In Ordnung für dich, Charlie?“Ich nickte, wenn auch etwas unsicher, weil ich die Reaktionen nicht recht deuten konnte. Scheinbar war die rotblonde Ines eine Außenseiterin. Das war mir natürlich egal, oder … sogar ganz recht? Blieb nur die Frage, warum sie diesen Status hatte, wenn es überhaupt so war. Ich sah wieder zu ihr und lächelte ihr zu. Sie versteifte sich und versuchte das Lächeln zu erwidern, was ihr aber irgendwie misslang. Nicht dass es jetzt falsch wirkte, aber sie schien extrem scheu zu sein, wenn man das so sagen konnte. Sie blickte immer wieder zu den anderen in der Klasse, die jetzt offen miteinander zu lästern schienen. „Ja gut … also dann kann Ines dich ja in der Pause einmal herumführen. Wie wäre es denn, wenn du dich jetzt erst mal hier vorne hinsetzt.“, und zeigte auf den Tisch der ersten Reihe direkt vor dem Pult, wo ein Junge saß. Er sah weder doof noch besonders gut aus, eben der Normalo schlechthin. Auch hatte ich kein Problem neben einem Jungen zu sitzen, aber ich drehte mich erst noch mal zu Ines um, die offenbar traurig zuschaute, wie Herr Altmeyer mich woanders hinsetzen wollte, obwohl der Platz neben ihr doch frei war. Ohne zu überlegen drehte ich mich um und sah den Klassenlehrer an: „Herr Altmeyer, kann ich mich denn nicht direkt neben Ines setzten, wenn sie mir eh alles zeigen soll. Ich hab ja auch noch keine Bücher und so …“Herr Altmeyer blickte überrascht auf, als hätte er mit so einer Frage überhaupt nicht gerechnet. Dann sah er zu Ines und ich tat es ihm gleich. Sie blickte fast flehend zurück zu ihm und schließlich seufzte Herr Altmeyer und sprach: „Ja, gut. Aber wenn es Probleme geben sollte, dann setzte ich dich woanders hin.“„Probleme?“, fragte ich. Als würde Herrn Altmeyer das gerade gesagte bereuen, winkte er nur ab und wandte sich der Tafel zu: „Also, wo waren wir …?“Ich ging zwischen den Tischen her auf dem Weg zu Ines, als sich ein Mädchen zu mir umdrehte und mir spöttisch zuflüsterte: „Selbst Schuld. Viel Spaß mit der da.“, und schaute schnell böse zu Ines herüber. Ich ignorierte das so gut ich konnte, aber jetzt war mir wirklich klar, dass Ines hier offensichtlich Probleme hatte. Ich hoffte nur, dass ich mich durch meine „Wahl“ nicht ebenfalls unbeliebt gemacht hatte. Keine Ahnung, was hier los war, aber irgendwas stimmte hier nicht. Alle sahen mich abschätzend an, während ich mich setzte. Einzig und allein Jan, der schwarzhaarige Junge von eben lächelte mir zu, aber das Lächeln hatte glaube ich nichts mit mir zu tun. Es war eher so, dass er so der Klassenrebell zu sein schien und ich gerade – unabsichtlich oder nicht – ebenfalls gegen die Ordnung der Klasse verstoßen hatte, in dem ich mich dafür entschieden hatte, mich neben Ines zu setzen. „Hi Ines!“, flüsterte ich freundlich und streckte ihr die Hand zu. Sie sah mich an, als wäre es das erste Mal, dass ihr jemand die Hand reichte. Dann ergriff sie diese doch und einen Moment strahlte sie mich an, als wäre ich der Messias himself. Sie schob das Mathebuch in die Mitte und zeigte mit dem Finger auf eine Aufgabe. Ihr Finger fiel mir sofort auf, denn ihre Nägel waren bis zur Nagelhaut abgeknabbert. Es sah nicht nur schlimm aus, sondern hatte wohl auch an ein paar Stellen geblutet. Sie bemerkte meinen Blick und ballte die Finger schnell zur Faust, so dass ich nichts mehr von ihren Nägeln sehen konnte. Ich sah sie neugierig von der Seite an und sie wich meinem Blick sofort aus. Ihre Haare faszinierten mich total. Sie schienen sehr dünn zu sein, aber dafür extrem dicht und glänzten in verschiedenen Rottönen auf, je nachdem wie sie lagen und die Sonne darauf fiel. Ab und an warf sie mir einen schüchternen Blick zu und auch ihre Augen warfen mich um. So ein sattes Grün hatte ich noch nie gesehen. Zumindest nicht als Augenfarbe. Irgendwann fiel mir selbst auf, dass ich Ines die ganze Zeit angeschaut hatte, so dass ich mich versuchte mehr auf den Mathestoff zu konzentrieren. Glücklicherweise war ich immer recht gut in der Schule gewesen und auch wenn das nicht unbedingt für Mathe zutraf, war diese Klasse hier fast einen Monat hinter dem Stoff her, als bei meiner alten Schule. Wir hatten Mathe in einer Doppelstunde und danach eine Freistunde. Ines packte ihre Sachen zusammen und nickte mir zu: „Jetzt ist Pause, da kann ich dir draußen alles zeigen. Während der Pausen sollen Schüler nicht im Gebäude sein.“, stellte sie klar. Also verließen wir die Schule und betraten den Pausenhof. Er war kleiner als bei uns, aber bei einer Schule, die mitten in der Stadt lag, war das vermutlich normal. Auch war alles betoniert und nur ein paar einzelne Bäume konnte ich sehen. Ganz zu schweigen davon, dass ich früher aus meinem Klassenzimmer den Bodensee hatte sehen können. Ich seufzte schwermütig, als mir Ines den Kiosk und die Freizeiträume zeigte, wo man sich auch während der Pausen aufhalten durfte. Wieder zurück auf dem Schulhof wurde mir langsam klar, dass ich wirklich ein kleines Landei war. Allein wie sich alle hier benahmen war für mich ungewohnt. Alle standen in kleinen Grüppchen zusammen und lachten oder unterhielten sich wie eingeschworene Teams miteinander. Ich sah die Mädchen unserer Klasse und auch ein paar Jungs dabei stehen, die ich ebenfalls schon aus meiner Klasse kannte. Jan war nicht dabei und so fragte ich Ines: „Wie ist eigentlich dieser Jan so?“Ines blickte sich um und sah mich direkt an: „Denk nicht mal dran.“„Was?“, lachte ich auf und sah Ines belustigt an.„Jan! Denk nicht mal dran, dass da was laufen könnte.“, erklärte Ines ernst.„Tu ich nicht … ich wollte nur wissen, wie er so ist … kam mir ganz schön vorlaut vor.“, stellte ich klar.„Ach so …“ Ines sah mich noch eine Sekunde an, dann nickte sie: „Okay … ja ist er. Besonders gegenüber seiner Schwester, wie du eben schon gesehen hast.“„Anna?“, fragte ich baff.Ines nickte einfach nur. Dann gingen wir ein paar Meter weiter und ich überlegte, ob ich Ines einfach mal drauf ansprechen sollte, was sie für einen Status in der Klasse hatte. Bevor ich mich dazu durchringen konnte, sah ich aber etwas anderes, was mich erstaunt innehalten ließ. Larissa stand mit ein paar Mädchen und Jungs, die ich nicht kannte zusammen und lachte sich halb tot. „Kommst du kurz …“, fragte ich Ines und ging schon auf die kleine Gruppe zu. Ines fasste mich plötzlich grob am Arm und hielt mich fest: „Was machst du da? Lass das?“Ich sah Ines irritiert an, dann blickte sie in die Richtung der Gruppe und schüttelte den Kopf: „Wir reden nicht mit denen, das sind welche aus der Oberstufe.“„Ja und?“, fragte ich belustigt und löste ihre Hand von meinem Arm. Dann ging ich weiter und Ines folgte mir schnell … und besorgt. Wie tickten den die Uhren hier, wenn man nicht als 9 Klässler mit welchen aus der Oberstufe reden durfte. Lächerlich!„Hey!“, rief ich und Ines duckte sich vorsichtshalber weg. Ein paar der Schüler drehten sich zu mir um, sahen mich interessiert an und sahen dann Ines. Augenblicklich kniffen die ersten die Augen zusammen und irgendwer fragte: „Was geht denn jetzt ab … passt auf eure Geldbörsen auf. Die Kleptomanin ist auf der Pirsch.“Ich sah die Schüler verwundert an, dann drehte ich mich zu Ines um und augenblicklich wurde mir klar, was hier los war. Ines sah bestürzt zu mir und deutete meinen fragenden Blick richtig. Antwortete mir aber nicht, sondern drehte sich einfach um und rannte weg. WTF?Mein erster Impuls war es ihr nachzulaufen, dann aber sah ich Larissa, die mir zulächelte und allen erklärte: „Und das hier, ist meine kleine Schwester Charlie. Sie ist zwar ein bisschen naiv und so, aber echt lieb … und auf ihre Art manchmal auch witzig.“Ich blickte Larissa verkniffen an und fragte: „War das jetzt ein Kompliment?“„Öhm … keine Ahnung … denke schon.“, lachte sie und die meisten anderen stimmten ein. Ich seufzte und drehte mich wieder zu der Stelle um, wo Ines in der Menge verschwunden war. Dann tippte mich ein anderes Mädchen von der Seite an: „Was hast du denn mit unserer Schulkleptomanin zu schaffen?“Das Mädchen sah eigentlich ganz nett aus und schien eher besorgt zu sein als irgendwie ärgerlich. Ich zuckte mit den Schultern: „Unser Klassenlehrer hat gemeint, sie soll mir alles zeigen.“„Echt …der Altmeyer, oder der Schröder?“„Altmeyer.“, antwortete ich.Das Mädchen nickte: „Ja, der gibt niemanden so schnell auf, auch wenn es hoffnungslos ist.“ Dann drehte sie sich zu einem Jungen um und rief quer durch die Gruppe: “Tobi, sag mal dein Bruder geht doch in die 9, kann er Larissas Schwester nicht ne Einweisung geben, sonst muss sie mit der Kleptomanin rumlaufen und steht am Ende ohne Hose da.“Der Junge nickte: „Ja ich kann ihn mal fragen und …“„Hey …“, unterbrach ich das Mädchen schroffer als ich wollte, dann fuhr ich freundlicher fort: „ … danke aber ich komm schon klar mir ihr. Lass gut sein.“„Okay, musst du ja wissen, aber wir haben dich gewarnt.“, erklärte sie mir und winkte in Tobis Richtig ab: „Vergiss es wieder.“Ich verabschiedete mich schnell und wandte mich um und begann die Suche nach Ines. Er klingelte bereits zur Freistunde, da hatte ich sie immer noch nicht gefunden. Sie war nicht auf dem Hof und auch auf den Toiletten war sie nicht, weshalb ich etwas ratlos umherstand. Die anderen waren auch alle nicht mehr da, da sie vermutlich wussten, was man in einer Freistunde so alles machen konnte. „Charlie?“, hörte ich plötzlich eine männliche Stimme und drehte mich um. Herr Altmeyer, der mal so gar nicht alt war, stand in einem Fenster und sah zu mir herunter. Ich schaute auf und winkte schüchtern hoch. „Was machst du da so allein?“, rief er herunter. Ich zuckte mit den Schultern. Er fragte: „Wo ist denn Ines?“Wieder zuckte ich mit den Schultern. Sein seufzten was so klang wie: „Hab ich doch gewusst.“, hörte ich bis zum Hof und dann nickte er mir zu: „Komm mal hoch, erste Etage Raum 103.“Ich nickte und setzte mich in Bewegung, ganz froh nicht allein die nächste Stunde auf dem Hof verbringen zu müssen. Herr Altmeyer war allein in einem Klassenzimmer und brütete über ein paar Heften. Ich schloss die Tür hinter mir und blickte ihn fragend an. „Wo ist Ines denn, sie sollte dir doch alles zeigen.“, fragte er ärgerlich. Zweifelsohne galt sein Ärger nicht mir, also setzte ich mich auf einen der Tische der ersten Reihe und erzählte ihm einfach was vorgefallen war. Als ich fertig war, ließ er den Stift sinken und sah mich ernst an. Dann strich er sich über das Kinn und seufzte schwer auf: „Na klasse. Das endet auch nie. Langsam könnte man auch einfach mal n Schwamm drüber wischen und die alten Geschichten gut sein lassen.“Dann erhob er sich und verließ den Raum. Ich saß noch immer unschlüssig herum, bis er plötzlich den Kopf durch den Türrahmen steckte und fragte: „Kommst du oder brauchst du eine schriftliche Einladung.“Ich sprang sofort auf und rannte aus dem Raum, ihm hinterher. Wir verließen das neuere Schulgebäude und betraten ein deutlich kleineres und älteres mit Spitzdach. Auf dem Weg dorthin und die Treppen nach oben, erklärte mir Herr Altmeyer grob, was damals passiert war. Offenbar hatte Ines damals wirklich ein Problem damit gehabt, MEIN und DEIN nicht unterscheiden zu können. Sie hatte ihren Ruf dann echt schnell weg gehabt und auch wenn sie seit dem nichts mehr geklaut hatte, war sie diesen Makel nie wieder losgeworden … nun mehr seit 2 Jahren – was in der Schule eine Ewigkeit war.Wir gingen ganz nach oben bis zum Dachboden, dort wandte sich Herr Altmeyer noch mal an mich bevor er eine Tür öffnete: „Ich kenn dich nicht, Charlie, aber du wirkst aufgeweckt und hast einen starken Willen. Zumindest bist du nicht so eine Mitläuferin. Meine Bitte wäre, wenn du das versuchen könntest, ein wenig für Ines da zu sein. Ich muss zugeben, ich fand die Idee, dich neben sie zu setzten, schlecht, weil du neu bist und dir erst eine Meinung bilden solltest. Aber jetzt ist es nun mal so gekommen und ich hab gesehen, wie Ines sich gefreut hat. Sie hat sonst keine Freunde hier und … es wäre klasse, wenn du dich mit ihr anfreunden könntest. Das kann ich dir nicht vorschreiben, es wäre nur eine Bitte, okay?“Ich nickte. Dann betraten wir einen Raum, in dem alte Schultische und Stühle bis zur Decke gestapelt zu sein schienen. Einen Moment dachte ich, ein Schluchzen gehört zu haben, aber im nächsten Augenblick war es verschwunden. Herr Altmeyer betrat den Speicher und fragte dann lauter: „Ines, komm her, du weißt, dass du dich hier nicht aufhalten darfst.“Es vergingen ein paar Sekunden, dann lugte Ines hinter ein paar Stühlen hervor, wo sie hockte und sah erst ängstlich, dann völlig erstaunt auf, als sie neben unserem Lehrer auch mich erkannte. Herr Altmeyer trat um die Tische herum und hockte sich neben das rotblonde Mädchen, die sich wieder zurückgezogen hatte, wohl damit ich sie nicht mehr sehen konnte. Als ich selbst um die Tische ging und sie sah, wurde mir auch klar warum. Sie war total verheult und hatte ganz geschwollene Augen. Offenbar hatte sie seit eben hier gesessen und nur geweint. Wie schwer musste es dieses Mädchen haben? Ich konnte mir nicht vorstellen, wie es sein musste über zwei Jahre der Fußabtreter der anderen zu sein. Jetzt begann sie wieder zu schluchzen und dann passierte etwas, dass ich nicht für möglich gehalten hätte. Herr Altmeyer nahm Ines in den Arm, stand mit ihr auf und drückte sie fest an sich, während das Mädchen wieder hemmungslos losheulte. Solch eine Nähe zwischen einer Schülerin und einem Lehrer fand ich … unangepasst. Ich kannte so was von meiner Schule gar nicht und hätte vermutlich geschrienen, wenn mich mein Lehrer damals auf dem Hofgymnasium so berührt hätte.Die beiden standen aber nun da wie … Vater und Tochter – schoss mir durch den Kopf – und hielten sich fest umschlungen. Ich ertappte mich bei dem Gedanken, dass es mir gar nicht so viel ausgemacht hätte, so von Herrn Altmeyer in den Arm genommen zu werden. Er sah wirklich ganz nett aus, das Gesicht eventuell etwas zu kantig, aber einen tollen Körper hatte er schon. Er war ja neben Mathe auch Sportlehrer. Kurz fragte ich mich auch, ob zwischen den beiden nicht vielleicht mehr war als … Ich stockte, als mir der Gedanke kam, dass die beiden eventuell wirklich Vater und Tochter waren. Aber den Gedanken verwarf ich sofort wieder. Trotzdem hielt er Ines immer noch im Arm und gab ihr jetzt sogar einen Kuss auf die Stirn, während er behutsam auf sie Einredete. Ich starrte die beiden die ganze Zeit über an und dachte irgendwann, dass es genau das war, was Ines fehlte. Liebevoller Umgang und Trost. Jetzt ärgerte ich mich plötzlich darüber, Herrn Altmeyer gerade noch irgendwie als unseriös verdächtigt zu haben. Eigentlich war es eine große Tat von ihm, Ines so aufzubauen. Dann wurde mir klar, dass dies sicher weit über die Pflichten eines Klassenlehrers hinausging.Er hätte auch einfach seine Klausuren weiter korrigieren können. Ja, hätte sich nicht mal darum kümmern müssen, was ich allein auf dem Schulhof tat.Dann drückte sich Ines ein wenig von ihm weg, nur soweit, dass sie ihm in die Augen sehen konnte und brachte einen Satz über die Lippen: „Ich kann das nicht mehr … ich … ich … hab nicht mal eine einzige Freundin. Die neue weiß auch schon bescheid und … ich pack das einfach nicht mehr.“, schluchzte sie.Herr Altmeyer wischte dem Mädchen die Tränen mit den Daumen aus dem Gesicht, dann gab er ihr einen Kuss auf die Nasenspitze, was ich nun doch wieder für viel zu intim erachtete. Trotzdem half es. Denn kurz lächelte Ines sogar bevor er sich zu mir umdrehte und auf mich sah: „Ich glaube, du unterschätzt Charlie da gewaltig. Sie weiß, was los ist und trotzdem ist sie hierher mitgekommen. Wenn ich mich nicht täusche, dann hast du hier vielleicht eine Freundin, oder?“Ich nickte und als mir klar wurde, dass Ines mich überhaupt nicht durch ihre vor Tränen verschleierten Augen sehen konnte, sagte ich es laut: „Na zumindest kenn ich hier niemanden und brauch auch eine Freundin, mit der ich mal was unternehmen kann … und so was.“Ines zuckte leicht zusammen, dann wischte sie sich selbst die Tränen aus den Augen und starrte an Herrn Altmeyer vorbei – offen ungläubig zu mir. Sie räusperte sich, drückte sich ganz von ihrem Lehrer fort und schien erst jetzt wirklich zu begreifen, was ich gerade gesagt hatte, denn immer noch ungläubig fragte sie nun mit gebrochener Stimme: „Warum solltest du meine Freundin sein wollen? Du hast doch gehört, was sie über mich sagen.“„Ich hab mir noch nie groß aus den Meinungen anderer gemacht. Jeder verdient eine Chance.“, sagte ich offen und ehrlich direkt raus.Ines holte tief Luft und sah dann kurz zu Ihrem Lehrer und dann zu mir, ehe sie etwas sicherer klarstellte: „Aber … die anderen werden es nicht akzeptieren, dass du … also … wenn du was mit mir unternimmst.“Ich lachte auf: „Das ist deren Problem, nicht meins.“Ines beäugte mich stirnrunzelnd, aber jetzt legte sich auch etwas in ihren Blick, was ich nur zu gut kannte: Hoffnung!„Ich … hab … “, begann sie und flüsterte nun leise, weil ihre Stimme nicht so wollte: „ … ich hab morgen Geburtstag. Magst du vielleicht mit mir feiern?“Ich nickte lächelnd: „Klar! Wer kommt denn alles.“Ines blickte mich verloren an, bevor mir die Antwort selbst klar wurde. Dann sprach sie es einfach aus: „Bisher? Nur du!“‚Ach du Kacke!‘, dachte ich und langsam wurde mir erst klar, was diese Ächtung wirklich für sie bedeutete. Ich nickte langsam und dann schüttelte ich den Kopf, so dass Ines sich sofort versteifte. Bevor sie noch dachte ich wollte ihr absagen, erklärte ich: „Nein … wir sind dann schon zu dritt, denn meine Schwester kommt bestimmt auch gerne mit.“Erst war es nur ein Lächeln in ihrem Gesicht, was schnell mehr wurde und dann strahlte sie mich förmlich an, wie eben in der Klasse. Herr Altmeyer erhob sich wieder und nickte uns zu: „Jetzt aber raus hier ihr Beiden, ihr wisst, dass ihr hier nicht sein dürft.“„Ich weiß gar nichts … ich bin neu.“, lächelte ich und Herr Altmeyer zwinkerte mir zu: „Na, ich glaube Charlie, wir beide werden noch Spaß haben. Du bist ganz schön cool, weißt du das?“Larissa hätte jetzt einen coolen Spruch gebracht, ich hingegen, lief nur leicht rot an, während ich dümmlich begann zu grinsen. Wir verließen den Speicher und Herr Altmeyer stellte einen Tisch vor die Tür, der wohl vorher dort schon gestanden haben musste, damit keiner den Raum betrat, den man offenbar nicht abschließen konnte. Dann ging er einfach die Treppen herunter während er mir noch einmal zu zuzwinkerte. Ohne genau darüber nachzudenken flüsterte ich als er weg war: „Toller Typ.“Ines drehte den Kopf zu mir und lächelte jetzt das erste Mal etwas entspannter als sie sagte: „Vergiss es, der ist zu alt.“Ich drehte mich zu ihr um und musterte sie schelmisch, dann zuckte ich mit den Schultern: „Sag mal, denkst du immer nur an das eine, wenn ich sage, dass ich jemanden gut finde?“Jetzt wurde sie rot und wandte den Blick schnell ab. Ich seufzte und dachte an Herrn Altmeyer: „Okay … der Altmeyer ist aber wirklich cool. Wenn er so 20 Jahre jünger wäre, wäre er wohl meine erste große Liebe.“, stellte ich belustigt fest und sah wieder zu Ines, die nur seufzend in die Luft starrte und ganz entzückt feststellte: „Ja … meine auch.“Ich fragte amüsiert: „Hey, sag mal … bist du … “, fragte ich unverhohlen, aber noch bevor ich weiter sprechen konnte, erkannte ich schon das es wirklich so war, als Ines erschrocken zusammenzuckte. Dann lachte ich auf: „Du bist in den Altmeyer verknallt!“Augenblicklich wurde Ines blass um die Nasenspitze und schüttelte in einem schlechten Versuch zu lügen den Kopf. Dann jedoch wurde ihr durch meine Reaktion klar, dass es nichts brachte und sie sah mich flehend an: „Oh scheiße … sag das bloß keinem!“„Warum sollte ich. Außerdem hab ich eben gedacht, dass der Altmeyer genauso von dir angetan ist wie du von ihm. Der Kuss eben auf die Nase … das war schon echt krass.“„Glaubst du?“`, fragte Ines plötzlich hoffnungsvoll.Ich sah sie skeptisch an und schüttelte dann den Kopf: „Ähhhhh, ich hoffe nicht. Das wäre echt krank, oder? Ich meine wie alt ist der 38 oder so?“„Bist du doof? Moritz ist gerade mal 31 Jahre alt.“, blaffte mich Ines an und zügelte sich sofort wieder: „Sorry … war nicht so gemeint.“Ich nickte: „Er heißt Moritz?“Ines nickte. Ich musste mir echt eingestehen, dass ich „Moritz“ wirklich auch toll fand. Ich war jetzt aber nicht verknallt, denn das war ich bisher noch nie gewesen. Ich hatte einfach noch nie einen Jungen oder Mann kennen gelernt, der so cool war wie mein neuer Klassenlehrer – außer Papa. Und das Beste war: Er hatte gesagt, ich wäre cool. Das hat noch nie jemand zu mir gesagt. Ich grinste breit und Ines sah mich fragend an. Ich lächelte und stellte klar: „Ich kann dich irgendwie verstehen.“Ines zeigte mir noch ein paar Räume, wo wir uns in den Freistunden aufhalten konnten. Die meisten anderen waren auch da, aber niemand schien es zu interessieren, dass wir da waren. Wobei das nicht ganz richtig war. Viele sahen auf, als sie mich sahen, als aber klar wurde, dass ich mit Ines hier war, erlosch das Interesse schlagartig wieder. Heute hatten wir noch Deutsch, Latein und eine Doppelstunde Physik. Das wäre vermutlich mein Horror Montag gewesen mit Mathe und Physik, aber allein die Tatsache „Moritz“ Montagmorgen zu sehen, hob meine Laune schon jetzt an.Nach der Schule holte mich Mama ab und fuhr Ines mit mir zu sich nach Hause. Auch damit wir wussten, wo ich morgen hinkommen musste. Die Gegend war echt nicht schön und das Haus, in dem Ines wohnte, lag in einer alten Plattenbau Siedlung ganz am Rande von Schwabing – ja sowas gab es hier eben auch.Offenbar war es Ines irgendwie peinlich, denn auch ihr musste klar sein, dass wir wohl leicht anders wohnten. Allein der brandneue SUV, ein BMW X7, in dem wir saßen, musste ein Schweinegeld kosten. Dass es sich hierbei um einen Firmenwagen handelte, stand ja nicht drauf. Trotzdem war ich froh, dass Ines nicht unser Haus dazu sah, was im Vergleich zu den Plattenbauten hier einem Schloss gleichkam.Wir verabschiedeten uns und dann musste ich Mama alles von meinem ersten Tag erzählen. Es gab da nicht sonderlich viel, was ich ihr erzählen konnte … oder wollte. Die Details über Ines ließ ich lieber erst mal ganz weg. Ich wollte mir erst selbst einen Eindruck verschaffen. Zu meiner Überraschung fuhren wir nicht nach Hause, sondern in die Stadt. Auf meine Frage hin fragte meine Mutter lächelnd: „Ja, du bist morgen auf einem Geburtstag eingeladen, oder? Hast du schon ein Geschenk?“Ich schlug mir gegen die Stirn, dann parkte Mama den Wagen direkt vor der Kanzlei und wir gingen von dort die paar Meter in die Einkaufsstraßen. Zu meinem Entsetzten blieb sie vor einem Unterwäscheladen stehen und zeigte auf eine Puppe die ein schwarzes Höschen mit Spitze trug: „Wär das nicht was für dich.“Ich sah sie schockiert an, dann schloss ich die Augen, als mir klar wurde: „Larissa hat mir dir geredet, oder?“Mama nahm mich lachend an die Hand und zog mich in den Laden. Anfangs war es mir megapeinlich, aber schnell kam raus, dass Larissa Mama nichts von der Aktion mit der benutzten Unterwäsche meiner Schwester erzählt hatte. Offenbar hat sie wohl nur so einen Satz fallen lassen, dass ich ihre so schön fand. Wie dem auch sei, verließen wir den Laden erst eine Stunde später wieder mit 4 neuen Unterhöschen, die ich mir im Traum niemals selbst gekauft hätte. Also es waren nur ganz normale Höschen, aber eben … nicht diese Baumwolldinger die ich bei mir im Schrank – Stopp! – in den Pappkartons hatte.Mama wollte auch schon direkt in dem Laden auch das Geschenk für Ines kaufen, aber ihr morgen eine sexy Unterhose zu schenken … ging gar nicht. Das käme echt seltsam. Trotzdem einigten wir uns dann auf einen Gutschein von dem Laden und Mama übertrieb heidenlos, als die der Kassiererin einen für 50 Euro abnahm. Offenbar war es ihr wichtig, dass mein Geschenk das schönste werden sollte. Sie hatte ja keine Ahnung, dass es eh das einzige Geschenk sein würde, das Ines überhaupt von Freunden bekam. Anstelle nach Hause zu fahren, holten wir dann Larissa noch ab, die zwei Stunden länger Schule hatte als ich. Im Gegensatz zu mir, hatte sie sofort Anschluss gefunden und plapperte munter die ganze Fahrt bis zu unserem Haus. Dort verschwand sie direkt auf ihrem Zimmer und sobald ich konnte suchte ich sie dort auf. „Hey“, trat ich ein mit vier neuen Unterhosen in der Hand. Larissa grinste mir zu und nahm die Kopfhörer aus dem Ohren und legte den IPod weg: „Aha … wurde auch mal Zeit, zeig mal.“„Ja zufällig kam Mama auf die Idee, mir mal ein paar neue Höschen zu kaufen … so aus feinem Stoff und mit Spitze und so. Keine Ahnung wie sie darauf kam.“Larissa warf mir einen schelmischen Blick zu und säuselte ironisch: „Ja keine Ahnung … muss wohl mütterliche Intuition sein.“Ich nickte ihr zu: „Bestimmt … “, und dann seufzte ich leise und fügte ein ehrliches: „… Danke!“, an.Larissa nickte nur und betrachtete die Höschen. Drei schwarze und ein weißes. Sie warf mir das herüber und nickte mir zu: „Zieh das mal an.“Ich fing es auf und sah mich zur offenen Zimmertür um: „Hier? Jetzt?“„Nein, Morgen und in der Schule … natürlich jetzt!“, nörgelte Larissa. Ich zögerte nur einen Moment, dann zog ich mir einfach die Hose und das Höschen aus und das weiße dafür an. Larissa stand auf griff nach dem Saum meines – nein ihres – T-Shirts und zog es mir über den Kopf. Dann kniff sie die Augen zusammen und trat einen Schritt zurück um das Gesamtbild zu begutachten. Schließlich nickte ernst und stöhnte leise: „Fuck … weiß sieht auch krass aus. Ich hab nur schwarze, weil ich den Kontrast so cool fand. Aber das weiß wirkt so unschuldig. Passt gerade zu dir aber eh viel besser als zu mir.“Ich hob eine Augenbraue: „Nur weil du es dir selbst machst, bist du nicht verdorbener oder unschuldiger als ich.“„Hört hört!“, grinste Larissa und ging zu ihrem Schrank. Dann wühlte sie darin herum und warf mir ein paar Sekunden später ein anderes Kleidungsstück zu. Ein schwarzes Korsett zum Schnüren. Oben hatte es zwei Schalen für den Busen, den ich ja bekanntlich noch nicht hatte. Daher sah ich sie auch nur verlegen an.„Zieh mal an.“, lächelte sie mir auffordernd zu. „Ich weiß nicht …“, blickte ich wieder zur Tür. Papa war nicht zu Hause, aber auch vor Mama wollte ich sowas nicht tragen. Larissa ging zur Tür und schloss ab. Dann nickte ich und zog das Höschen aus und das Korsett an. Obenrum war es mir viel zu groß, aber unten passte es ganz gut. Ich fühlte mich ein bisschen nuttig in dem Ding und so fragte ich Larissa: „Hast du das mit Mama gekauft?“„Machst du Witze? Das hab ich geschenkt bekommen und es wäre besser, wenn du Mama davon nichts erzähltest.“„Geschenkt?“, fragte ich ungläubig und dann sofort: „Von wem?“Wieder der Blick meiner Schwester als würde sie überlegen, was sie mir sagen konnte und was nicht.So stand sie vor mir und ich wurde immer neugieriger: „Hast du einen Freund?“Larissa schüttelte den Kopf, dann stöhnte sie leise auf und grinste verwegen: „Zumindest nicht so offiziell.“Ich riss die Augen auf: „WAS!? Du hast n FREUND?“, rief ich aus und Larissa presste mir die Hand auf den Mund und fluchte: „HALT DIE KLAPPE! Muss ja nicht direkt jeder wissen. Außerdem ist es vorbei. Wir sehen uns nicht mehr.“Ich nickte und sah dann traurig zu den Fotos vom Bodensee: „Kannte ich ihn denn?“Larissa nickte: „Oh ja …“„Sag schon … wer war es?“, fragte ich ungehemmt und völlig von Neugier zerfressen.„Schwöre, dass du es nicht Mama und Papa sagst.“, forderte mich Larissa auf.„Natürlich nicht … warum sollte ich das tun.“, erklärte ich schnell.Larissa nickte, dann wartete sie noch einen Moment und schloss die Augen: „Du weißt ja wer Caro ist, ja?“„Also doch Caro!“, platze es ungläubig aus mir heraus, weil ich mir nicht vorstellen konnte, dass meine Schwester etwas mit einem anderen Mädchen hatte. Sie schüttelte aber sofort den Kopf und ich dachte nach. Caro hatte keinen Freund und keinen Bruder, also was sollte es mit ihr zu tun haben. Warum erwähnte Larissa sie überhaupt wenn …„Walter.“, erklärte Larissa trocken.„Hä? Wer ist denn Walter?“„Ihr Vater.“………„Du verarschst mich!“, fragte ich unsicher. Larissa schüttelte den Kopf und ich hielt erschrocken die Hand vor den Mund. Dann starrte ich sie einfach nur an als mir klar wurde, dass das diesmal kein blöder Scherz von ihr war.„Aber … wieso? Ich meine … der ist doch … wie alt ist der?“Larissa zuckte mir den Schultern: „43“.„Baaahhhhh!“, platzte es aus mir heraus. „Von wegen ‚Baaahhhhh‘. Du hast einfach keine Ahnung. Du kannst nicht mal mitreden, wenn du nicht mal weißt, wie sich ein Orgasmus anfühlt.“„Ich glaub, mir wird schlecht!“, flüsterte ich und wandte mich ab. Larissa starrte mich immer noch an, als ich mich wieder zu ihr herumgedreht hatte. Dann fragte ich: „Hast du etwa mit ihm geschlafen?“Gott sei Dank, schüttelte sie nun den Kopf: „Wollten wir, aber … hat nicht gepasst.“„Du meinst … er ist nicht … also …“, fragte ich stockend, so dass es Larissa zu viel wurde und sie den Satz beendete: „Er kam nicht in mich rein. Es tat mir zu weh.“Ich verzog das Gesicht, dann schüttelte ich mich am ganzen Leib: „Wie konntest du das machen?“Larissa wirkte nun angesichts meiner Reaktion selbst nicht mehr so sicher. Dann aber fing sie sich und erklärte: „Weißt du … als wir den großen Streit hatten. Ich und Papa? Wegen dem Umzug?“Ich nickte: „Du bist zu Caro abgehauen … und warst zwei Tage weg.“Larissa nickte: „Aber Caro war mit ihrer Mutter gar nicht da. Sie waren nämlich schon in der Schweiz.“Ich sah Larissa fragend an: „Also … hast du bei Herrn Schlosser geschlafen?“Larissa nickte. „Es war 23 Uhr als ich bei denen ankam, da konnte er mich nicht mehr nach Hause schicken und getrunken hatte er auch, dass er mich nicht mehr fahren konnte. Ich war völlig nass wegen dem Wetter und darum meinte er, ich sollte zu Hause anrufen und die Nacht bei Caro im Zimmer schlafen.“„Ja und dann?“, fragte ich nach.„Ich bin mitten in der Nacht aufgewacht und wusste erst gar nicht wo ich war. Es hat gewittert und ich hatte richtig schiss. Also bin ich aufgestanden und durchs Haus geirrt, bis ich im Schlafzimmer von Caros Eltern ankam. Walter war nicht mal böse und meinte, ich könnte auch im Bett hier schlafen, ich müsste mir nur die Bettdecke von Caro holen. Aber selbst das traute ich mich nicht. Also bin ich einfach so in das Bett gestiegen.“Larissa setzte sich aufs Bett und sah mich unsicher an, dann fuhr sie fort: „Erst hab ich versucht zu schlafen, aber bei dem Gewitter … du weißt, was ich von Gewittern halte…“Ich nickte. „Ich kann mich gut daran erinnern, als wir damals auf dem Zeltplatz überrascht wurden.“, erklärte sie und sah mich ängstlich an. „Ich erinnere mich nicht mehr.“, stellte ich fest und Larissa nickte verstehend: „Na, du warst da auch gerade mal 3 Jahre alt.“Ich wusste auch so, dass Larissa eine Heidenangst vor Gewittern hatte. Noch heute kam sie bei Gewitter manchmal zu mir oder zu Mama und Papa ins Bett. Ich fand Gewitter immer toll. Larissa erzählte weiter: „Nun ja, also hab ich mich unter der Decke an Walter festgehalten und irgendwann drehte er sich um. Dann waren da seine Hände plötzlich auf meinem Oberschenkel und meinem Bauch. Es machte mir erst nix aus, weil es mir sogar ganz recht war, dass er mich festhielt. Erst als das Gewitter vorbei war und wir immer noch so lagen, wurde mir bewusst, dass es irgendwie seltsam war.“„Und dann?“, fragte ich.„Dann begann er mich einfach zu streicheln. Erst nur auf dem Schalfanzug von Caro den ich anhatte, später … dann auch darunter.“„Das ist ekelhaft!“, fuhr ich auf und schüttelte mich noch mal. Larissa schüttelte aber ihrerseits den Kopf: „Nein … nicht wirklich. Es war falsch, und ich wusste, dass es nicht okay war … aber … irgendwas löste das in mir aus. Es fühlte sich schön an, wie seine Hände über meine Haut streichelten. Das war anders als alles, was ich bis dahin selbst gemacht habe … und auch heute machen kann.“„Und … wo hat er dich überall gestreichelt?“Larissas Blick verlor sich ein wenig, als sie nachdachte. Dabei wirkte sie nicht im Geringsten angewidert sondern eher … seltsam abwesend: „Erst am Bauch, dann an den Brüsten. Allein das war schon krass. Ich hab mich noch nie so gefühlt wie in dieser Nacht im Bett mit ihm.“„Und … sonst noch wo?“, flüsterte ich verhalten.Larissa blickte plötzlich auf und nickte dann ernst: „Ja … überall. Auch da wo du jetzt gerade denkst. Und es blieb nur in der ersten Nacht beim Streicheln. Am nächsten Morgen ging es einfach weiter. Diesmal aber hat er mich da auch geküsst.“ Larissa lachte bei dem Gedanken auf und griff sich mit der Hand zwischen die Beine: „Ich schwöre allein bei dem Gedanken daran werde ich auch jetzt noch feucht.“Ich war geschockt! Teilweise musste ich mir selbst eingestehen, dass ich neugierig war und irgendwie angefixt von der Geschichte. Trotzdem fand ich es krank, dass meine Schwester was mit dem Vater von Caro gehabt hatte. „Sag mal, weiß es Caro?“„Bist du bescheuert? Niemand weiß das … du bist die erste, mit der ich darüber rede.“, stellte meine Schwester klar. Ich starrte meine Schwester die ganze Zeit über einfach nur an, bis ich fragte: „Und … wie lange ging das mit euch beiden?“Larissa seufzte: „Nur diese Nacht und dann eine Nacht in einem Hotel in München. Da hat er mir auch das Teil gekauft, aber ich pass da nicht richtig rein. Das war auch der Abend, an dem wir versucht haben, Sex zu haben, aber auch da passte es nicht so. Ich hätte es so gern mit ihm gemacht …“„Das ist krank!“, kommentierte ich abermals. „Warum? Weil er älter ist als ich?“„Ja, genau, weil er dein Papa sein könnte – vom Alter. Außerdem ist er Caros Papa und ist verheiratet. Sag mal … was ist denn mit Caro … er … macht doch mit ihr nicht dasselbe, oder?“„Blödsinn! Wie kommst du denn darauf?“, fragte meine Schwester. Ich zuckte mir den Schultern: „Na so weit hergeholt finde ich es jetzt auch nicht mehr.“„Es war total schön, hör auf das was wir hatten in den Dreck zu ziehen. Zumal du echt keine Ahnung hast, wie sich sowas anfühlt. Hab du erst einmal einen Freund – dann reden wir noch mal. Ich nickte: „Vielleicht hast du Recht … aber du weißt selbst, das es nicht okay war. Warum hast du mir das überhaupt erzählt?“`„Du hast gefragt!“, erklärte Larissa.Ich lachte auf: „Klar … als ob du nicht darauf hingearbeitet hättest.“Larissa seufzte schwer: „Weil ich es mal rauslassen musste und es niemandem anderen erzählen konnte.“, gab sie zu.Ich nickte langsam: „Okay … das verstehe ich. Aber du kennst meine Meinung dazu. Ich könnte mich niemals in einen erwachsenen Mann ver …“, ich stockte während sich in meinem Geist das Bild eines gewissen Sport und Mathelehrers manifestierte. Kurz sah ich ihn Ines auf die Nase küssen und dann auf den Mund … zärtlicher noch als eben und eher so wie in den Filmen im Kino. Nur dass das Mädchen in meiner Fantasie plötzlich nicht mehr Ines war … sondern ich.„Charlie?“, fragte Larissa mich und sah mich verwundert an. Ich riss mich aus dieser Fantasie los und wunderte mich genauso darüber, wie ich an sowas denken konnte und woher plötzlich dieses Kribbeln in meinem Bauch kam. Ich seufzte schwer auf und spürte wie das Kribbeln stärker wurde. Ein warmes schönes Gefühl breitete sich in mir aus, während ich immer wieder diese Bilder im Kopf hatte, wie Herr Altmeyer mich auf die Nase küsste. Entsetzt sprang ich auf und verließ das Zimmer von Larissa, um mein eigenes aufzusuchen. Dass ich dabei immer noch das Korsett trug und Mama gerade den Flur entlangkam und mir mit offenem Mund und großen Augen nachsah, wie ich in Reizwäsche von Larissas Zimmer in meins eilte, ließ ich mal einfach so stehen.
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Hinzugefügt: 6 Jahren vor