Kapitel 15 Heimat (ab jetzt aus Beobachter-Sicht)

Es war 15:35 Uhr am Kölner Hauptbahnhof, als Sandra auf Gleis 8 den Koffer hinter sich ziehend Richtung Ausgang ging. Sie sah durch die Menschenmassen, um Andy zu suchen. Der stand am am Kiosk und hielt seinerseits Ausschau. Beide waren sich unsicher, was dieses Treffen zu bedeuten hatte und was es mit sich bringen würde. Aber beide freuten sich riesig, darüber. Und dann kam der Moment, wie er sonst nur in Filmen stattfindet. Durch die Mengen blickend trafen sich ihre Blicke und alles um sie herum verschwamm. Freude sah man in beiden Gesichtern. Auch wenn sich in beiden eine Menge an Fragen und Unsicherheit verbarg. Beide gingen aufeinander zu. Nicht schnell, nicht langsam, aber zielsicher. Als sie sich gegenüberstanden zögerten beide nicht. Sie fielen sich in den Arm und drückten sich gegenseitig fest aneinander. Andy schoss sofort ihr Duft in die Nase. So lange hatte er ihn nicht mehr gerochen. Aber nun vernebelte er alle Gedanken in seinem Kopf und er atmete sie tief ein. Sandra ging es da nicht anders. Was Sandra aber gar nicht mehr so sehr bewusst war, wie maskulin Andy doch war. Sein dunkles Haar, sein Blick, sein kantiges Kinn. Er war gut gebaut. Es war kein Rick und auch kein Gerd, aber er hatte eine sportlich muskulöse Statur. „Schön, dass Du da bist“ sagte Andy. Am liebsten hätte er sie geküsst, doch er wollte sie nicht überfordern. Was er nicht wusste war, das Sandra im selben Moment sich nichts sehnlicher gewünscht hatte. „Danke, dass Du mir das nach allem, was passiert ist angeboten hast. Ich freue mich sehr darüber.“ Andy nahm ihr den Koffer ab und gab ihr die Hand. Es war eine recht unschuldige Berührung, doch es war mehr, wie Sandra erwartet hatte. Dennoch hatte sie auf nichts weniger gehofft. Sie gingen zum Auto und fuhren Richtung alte Heimat. Sie plauderten belangloses auf der Fahrt. Sandra stockte der Atem, als sie auf die Einfahrt vor ihrem Haus fuhren. Es war ein sehr schönes Haus, was ihr gerade jetzt erst auffiel. Andy stellte den Motor ab, stieg aus und umrundete das Auto um Sandra die Tür aufzuhalten. Erst dadurch erwachte sie aus ihrerer Starre. Galant half Andy ihr aus dem Wagen. „Nur nicht zu dick auftragen, aber dennoch Zeichen setzen“ dachte sich Andy. Er hatte diese Chance bekommen. Er durfte sie nicht vermasseln. Aber auch Sandra nahmen die Gefühle mehr mit, als sie es gedacht hatte. „Sind… Sind die Kinder da?“ fragte sie unsicher. Andy legte ihr die Hand auf die Schulter. Das erschien ihm vertraut aber nicht zu fordernd. „Ganz ruhig. Ich habe mit ihnen zwar darüber geredet, dass ich versuche Dich her zu holen, aber wollte sie nicht so heiß machen, für den Fall, dass Du es dir doch noch anders überlegst. Es ist eine Überraschung für sie heute Abend“ Sandra wurde schmerzlich bewusst, dass sie nicht mehr als zuverlässige Bank galt. Was sie wohl in ihrem Blick ausdrückte. „Enspann Dich Sandra. Alles ist in Ordnung. Du bist daheim. Komm erst einmal in Ruhe an, finde Dich und sortiere Deine Sachen ein. Dann trinken wir ein Glas Wein auf der Terrasse und danach fange ich mit Kochen an.“ Sandras Blick wurde weicher, was beide wohlwollend wahrnahmen. Sie nickte und beide gingen ins Haus. Hier hatte sich seit ihrer Abreise nur unwesentlich etwas verändert, was sie beruhigte. „Wie lange ist es her?“ fragte Sandra. „Ein Jahr, vier Monate und 13 Tage“ antwortete Andy direkt, was beiden den gleichen Schreck einjagte. Andy, weil er nicht wollte, dass Sandra sich zu sehr gefordert fühlte und er nicht als leidender Ehemann wahrgenommen werden wollte. Sandra war erschrocken, über die Zeit, die vergangen war und das Andy es scheinbar bis auf den Tag genau wusste. „Komm, ich bringe Deine Tasche hoch, dann kannst Du auspacken“ lenkte Andy ab. „Nein, das ist Dein Schlafzimmer. Ich habe nicht das Recht darin zu schlafen.“ Andy nahm sie bei der Hand und zog sie hinter sich her. „Also erstens ist es genau so Dein Schlafzimmer. Zweitens schlafe ich öfter im Gästezimmer, weil es oben zu groß für mich ist.“ Drittens war die Hoffnung, dass sie beide zusammen dort schlafen würden, die er sich aber verkniff. Sandra war aber geweckt „Und drittens?“ fragte sie mutig nach. Andy ging auf sie zu und strich mit seiner Hand über Sandras Wange. Tief blickte er sie an. „Drittens wird die Zeit zeigen. Ich habe keine Erwartungen an diese Rückkehr. Ich möchte Dich mit nichts bedrängen. Komm erstmal an, dann geht es weiter.“ Sandra hätte ihn so gerne geküsst. Nach all der Zeit, war es immer noch der selbe gütige und liebevolle Mann. Sie fühlte sich so gerührt durch seine sensible Art, in der er ihr allen Freiraum gab und selbst zurück steckte. Aber sie war sich darüber bewusst, dass es nur eine Chance gab, wenn es langsam vor sich ging. Mit übereilten Aktionen würde das Ziel, ja sie gestand es sich ein, es war ihr Ziel zu bleiben, nicht eher erreicht. Andy stellte den Koffer in das Schlafzimmer drückte ihr einen sanften Kuss auf die Stirn und sagte „richte Dich in Ruhe ein. Falls Du dich ausruhen magst, das Bett ist frisch bezogen.“ In Gedanken hing er kurz an dem Morgen, nachdem Dimo gegangen war. Er hatte alles geputzt und gewaschen um das seltsame Gefühl, was an ihm klebte loszuwerden. Seitdem war er nicht mehr hier oben. Sandra stellte fest, dass im Schlafzimmer alles wie früher war. Selbst die Schränke, die sie ausgeräumt hatte waren noch genau so, wie Sandra sie vor 500 Tagen verlassen hatte.

Kapitel 15 Heimat (ab jetzt aus Beobachter-Sicht)

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