Kapitel 6 Zeit für neue Wege

Der Montag an der Arbeit war sehr stressig. In der früh hatten Sandra und ich uns noch liebevoll verabschiedet. Den Tag über kamen hin und wieder einige Nachrichten. Die Nachricht, die mich aus der Bahn warf kam um halb vier. „Ich möchte es gerne den Kindern sagen. Sie sind alt genug und werden das verstehen“ War sie jetzt komplett von Sinnen? Wir könnten das doch unseren Kindern nicht erklären. „Du spinnst“ antwortete ich. „Wirklich Andy, sie werden das verstehen. Wir erzählen nichts von Deinen Neigungen. Nur das Ich eine Affaire habe und das Du mir diese zugestehst.“ Ich dachte lange über diesen Satz nach. Letztlich waren unsere Kinder Geschlechtsreif und vernünftig genug, um nicht gleich in Panik zu verfallen. Andererseits gehörte so etwas nicht vor den Kindern ausgetragen. „Warum willst Du das tun?“ schrieb ich Sandra. „Ganz einfach, wenn Gerd oder jemand anders mal zu Besuch kommt, ersparen wir uns so lästige Erklärungen. Und das wird sich auf kurz oder lang nicht vermeiden lassen, dass sie einem Sexpartner von mir in die Arme laufen“ Ich kam ins straucheln. „Von Anfang an haben wir gesagt, Die Kinder und unser Umfeld sollen davon nichts mitbekommen. Was hat sich geändert?“ ich wurde wütend. „Andy, in den letzten Wochen hat sich nahezu alles geändert. Es ist der vernünftigste Weg, es ihnen zu erzählen, bevor sie es zufällig erfahren.“ Sicher hatte Sandra recht. Doch war ich kein Freund von solchen Gesprächen.Der restliche Arbeitstag ging zügig rum.Zu Hause angekommen diskutierten Sandra und ich noch, bis unsere Tochter nach Hause kam. Wenig später viel auch unser Sohn ins Haus. Sandra bereitete in der Küche das Essen zu. Ich ging zu ihr. „Ich halte das für falsch“ Sandra schmeckte die Soße ab und sah mich an. „Falsch ist es sie unvorbereitet in eine dumme Situation schliddern zu lassen. Was, wenn sie mich mit Gerd in der Stadt sehen? Was, wenn sie mich auf irgendeiner Feier mal mit einem anderen Mann sehen?“ Ich war von keine dieser Situationen begeistert. Aber wir mussten ehrlich sein. Das unsere Kinder meine Frau und Gerd noch nicht zusammen in der Stadt gesehen hatten ist eher ein glücklicher Zufall, als kalkulierbar. Schließlich saßen wir alle am Tisch. Die Kinder berichteten von ihren Wochenenden. Meine Tochter fragte, was wir so gemacht hatten. Ich musste husten. „Papa alles gut?“ fragte mein Sohn, was ich mit einem „Ja geht schon“ abtat. Sandra nahm meine Hand und sah mich fest an. Ich nickte. „Kinder wir müssen Euch etwas sagen“ Alle vier Gesichter versteinerten. „Ihr wollt Euch trennen“ warf meine Tochter ein. „Nein, auf gar keinen Fall werden wir uns trennen“ versicherten meine Frau und ich gleichzeitig. „Du hast eine Affäre“ bellte mein Sohn mich an. „Wenn Du es so nennen willst, dann habe ich eine Affäre“ knallte meine Frau die Tatsachen auf den Tisch. Angestrengt versuchte ich in den Gesichtern der Kinder zu lesen. „Warum?“ fragte meine Tochter. „Sagen wir es so. Papa und ich haben uns im Bett nicht mehr so viel zu sagen“ erklärte es meine Frau sehr diplomatisch. „Aber da wir uns sehr lieben und auch zusammen Alt werden wollen, hat Papa mir hier sehr großzügig meine Freiheiten gelassen“ „Du hast Sex mit einem anderen Mann?“ fragte mein Sohn und zeigte auf meine Frau, die nickte „Und Du weisst das und hast nichts dagegen?“ drehte er den Finger in meine Richtung. Auch ich nickte. Mein Sohn sah zu seiner Schwester. Beide schüttelten den Kopf. „Sie werden alt“ sagte meine Tochter. „Sie werden alt uns seltsam“ sagte mein Sohn. „Hallo, wir sitzen mit Euch am Tisch“ fauchte meine Frau. „Mama, Papa, so lange das für Euch so in Ordnung geht. Ist es für uns auch in Ordnung“ sagte meine Tochter altklug. Mein Sohn nickte. „Aber Du läufst jetzt nicht nackt mit Deinem Lover durch unser Haus oder?“ fragte mein Sohn, der kritisch meine Frau beäugte. „Wir werden versuchen, es so unauffällig wie möglich zu gestalten“ beteuerte meine Frau wobei ich innerlich lachen musste. Jedoch blieb ich gefasst. „Ihr habt uns offen und gut erzogen. Wie gesagt, wenn es für Euch Ok ist, ist es das für uns auch. Für mich wäre das undenkbar.“ beruhigte unsere Tochter. „Ihr seid noch jung. Ihr seid noch verliebt. Wenn ich mal 23 Jahre verheiratet und 27 Jahre zusammen seid. Dann werden wir uns hoffentlich noch mal darüber unterhalten“ grinste ich in die Runde. „Unfassbar“ raunte mein Sohn. „Wie lange geht das schon?“ hakte er nach. „Nicht ganz einen Monat. Auch für uns ist es neu und noch schwierig. Aber wir sind der Meinung, ihr solltet es wissen, weil wir uns sicher sind, dass ihr so besser damit umgehen könnt. „Ich wusste es“ griente mein Sohn. „Es kam mir schon so komisch vor. Du bist so aufgeblüht die letzten Wochen, Du warst so oft alleine weg. Jetzt ist es ganz klar.“ Ich war erstaunt über meinen Sohn seine Auffassungsgabe. „Ist er auch verheiratet“ wollte meine Tochter wissen. „Ja Schatz, Gerd hat eine Frau und sie weiß davon. Sie ist sogar manchmal dabei“ „Digga ich dreh ab. Mutti macht nen flotten dreier“ fröhnte mein Sohn ungläubig. Das war der Moment, in dem Sandra die Stimme erhob. „Egal was Du gerade glaubst und denkst mein Freund, so erwarte ich immer noch den entsprechenden Respekt von Dir.“ herrschte Sandra ihn an. „Entschuldige“ gab dieser kleinlaut bei. Wir redeten noch lange zusammen. Letztlich kam ich zu dem Entschluss, das Sandra Recht hatte und es so sicher die bessere Lösung war. Abends im Bett, wir lagen gerade Löffelchen, fragte Sandra „Und? So schlimm?“ „Nein, alles Gut. Ich möchte aber nicht, dass Gerd jetzt hier täglich auftaucht.“ warf ich ein. „Also erst einmal hast Du das nicht zu entscheiden. Zweitens will ich mit Gerd Ruhe haben und das wird hier im Normalbetrieb wohl kaum möglich sein“ Ich gab ihr Recht. Kurz darauf schliefen wir ein.

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