Andrew_KDie junge Mutter schaute wie sie es öfters tat in den vergangen Jahren auf den kleinen Stapel Rechnungen, den sie wieder Monate vor sich her geschoben hatte. Wenn sie die bezahlte, dann hätten sie und ihre Tochter Isa zu wenig, um davon zu leben. Wenn sie nicht bezahlte, war der Strom weg oder der Kindergarten nicht bezahlt. Ihre Finanzen waren immer eng. Und eben manchmal zu eng. Widerwillig klappte sie den Laptop auf und öffnete eine ganz bestimmte Internetseite. Immer wenn sie das tat, schwor sie sich hinterher, das war das letzte Mal. Nie wieder würde sie sich so erniedrigen. Aber ihren Account mit den eindeutigen Bildern von ihr löschte sie trotzdem nicht. Sie war begehrt. Sie musste nie lange warten, bis sich jemand fand. Blond, jung, zierlich, deutsch. Sie konnte sich die Typen aussuchen, aber es ekelte sie an. Die sabbernden alten Säcke, die sich meldeten. Die immer auch nach Merkwürdigkeiten fragten, die nicht in ihrem Portfolio standen. Die jungen Wilden, die glaubten, alle käuflichen Frauen wären Gangbangschlampen, die nur darauf warteten, es auf Junggesellenfeiern so richtig besorgt zu bekommen. Ohne Kondom. Für einen Hunni die Nacht. Oder die Kerle und Weiber mit den kleinen Egos und der Sammlung an widerlichen Spielzeugen aus Leder und Latex.Die drückte sie alle weg. Anfangs dachte sie noch, da wären welche darunter, die sich für sie als Mensch interessierten, aber am Ende wollten alle nur das eine. Einmal mehr dachte sie an den Tag zurück, als ihr eine Exfreundin vom Spielplatz den Tipp mit dieser Seite gegeben hatte. Sie hatte bemerkt, wie dreckig es ihr damals ging. Damals hatte sie sich eine Masern-Erkrankung von Isa quasi vom Munde abgespart. Hatte ihren Job verloren, weil sie ihr Kind vorher verheimlicht hatte. Das Amt drohte ihr mit der Wegnahme von Isa. Und als wenn das noch nicht genug war, hatte der Vater von Isa sich endgültig abgesetzt, von einem Schiff runter und am Horn von Afrika verschwunden, unerreichbar für jedes Gericht. Es war der Tiefpunkt ihres Lebens gewesen. Tiefer konnte man nicht sinken, dachte sie damals. Wie sehr hatte sie sich geirrt. Die damalige Freundin sagte ihr, sie täte es auch, sogar regelmäßig. Sie hatte mit ihr ihre erste Seite erstellt. Ihr die Begriffe erklärt, die sie bis dahin noch nicht kannte, ihr die Preise genannt, damit sie nicht zu billig anbot, sich unter Wert verkaufte. Und dann hat sie sie einfach in diese Welt geschubst.Ihr erster war einer dieser jungen Wilden gewesen, ein richtiger Adonis und dazu studiert. Ohne Kondom wollte er, in alle Öffnungen wollte er. Grob wurde er, als er nicht bekam, was er wollte. Die fünfhundert, die sie bekam, konnten ihr nicht über den Ekel hinweghelfen, den sie danach empfand. Und über den Schmerz, als er unerlaubt ihren Hintereingang durchdrang. Die Exfreundin hatte gelacht. Sie solle sich nicht so anstellen, es wäre nur Sex. Vollkörpersport. Ohne jegliches Gefühl. Dieser gefühllose Umgang mit ihren Emotionen überlebte die Freundschaft nicht. Für sie war es der zweite Mann in ihrem Leben gewesen, nach dem Vater von Isa. Schon alleine für den inneren Kampf hatte sie fast einen Monat gebraucht. Aber das Geld … das Geld für dieses eine Mal. Das hatte sie aus der gröbsten Krise geholt. Aber danach wollte sie es nicht mehr. Nie mehr. Seit diesem Mal hatte sie drei weitere Male zu diesem Mittel der Finanzierung ihres Lebens gegriffen. Hatte ihren Körper auf der Seite „Kauf mich.“ feil geboten. Hatte dreimal danach stundenlang unter der Dusche gestanden, um ihren Körper wieder rein von der Schande zu waschen. Hatte danach immer wieder nachts weinend im Bett gelegen. Und hat sich geschworen, alles zu tun, damit sie es nie wieder tun müsste. Aber sie bekam ihre Hoffnungen und Träume nicht erfüllt. Und so war sie nun wieder bei dem Punkt, diese für sie so ekelerregende Seite zu besuchen und sich selber anzubieten. Wieder war ihr Postfach voll. U25 löschte sie sofort. Die waren entweder auf einen schnellen billigen Fick aus oder waren Fakes. Ü60 wollte sie auch nicht. und Frauen schon mal gar nicht. Sowieso war das Feld der Vierzig- bis Fünfzigjährigen die stärkste Gruppe der Männer, die sich für ihr Profil interessierte. Sogenannte Daddys. Typen in der Midlifecrisis, die im Bett noch mal beweisen wollten, dass sie es drauf hatten und das am besten mit dem jüngsten Girl, das sie finden konnten. Und da in der Branche alle logen, hatte sie nach dem zweiten Mal keine Probleme, achtzehn in ihr Profil zu schreiben, obwohl das sechs Jahre vorbei war. Auch diesmal entschied sie sich wieder für einen Daddy. Er hatte gute Bewertungen, hatte Bilder von sich drin, die ihn in normalen Kleidern zeigten. Keine „Ich hab den Größten“-Bilder. Sie küsste den Kunden zwar nicht, aber sie mochte Männer mit Bart. Die waren noch die normalsten, bisher jedenfalls. Bei dem ersten, der sie so benutzt hatte, hatte sie noch einen 30jährigen Adonis ausgesucht. Er war ihr auf Anhieb sympahtisch gewesen, hatte eine mittlere Größe gezeigt, hatte einen durchtrainierten Körper und dieses gewinnende Lächeln. Ein falsches, wie es sich rausstellte. Und der durchtrainierte Körper sorgte dafür, dass er ihr alles hatte aufzwingen können. Den nächsten hatte sie älter gewählt. Es war erst ein merkwürdiges Gefühl, der Mann war vier Jahre älter als ihr Vater, an den sie denken musste, während sie sich diesem hingab, hatte der erzkatholische Mann sie doch wegen des unehelichen Kindes und der damit verbundenen Schande schwanger des Hauses verwiesen. Mit einer der Gründe, warum sie nun für den Typen hier die Beine breit machen musste. Was danach kam, konnte sie nur noch als Rachefick auslegen. Sie tobte sich richtiggehend an dem Mann aus. Dem gefiel das so, dass er zu der Summe noch ein bisschen oben drauf legte. Danach war ihr klar, wenn sie nochmal so etwas machen müsste, dann würde es nur wieder ein Daddy sein.Sie einigte sich mit ihm auf ein Hotel auf der anderen Seite der Stadt. Einer dieser anonymen Kästen von den Billigketten. Er würde das Zimmer buchen und sie würde ihm dort eine Nacht ihres Lebens verkaufen. Für fünfhundert Euro. Das war ihr Preis, ein anderes Angebot gab es bei ihr nicht mehr. Am Morgen wäre sie verschwunden, eine Wiederholung dieser Nacht würde es nicht geben. Nicht mit dem Mann, nicht in dem Hotel, nicht einmal die Kleidung, die sie trug, würde sie nochmals tragen. Sie machte sich fertig. Sie kontrollierte an einem solchen Tag ihr Fahrrad immer ganz sorgfältig. Sie wollte nicht zu spät kommen, aber vor allem wollte sie nicht auf der morgendlichen Flucht eine Panne haben und vielleicht noch in der Nähe des Hotels von ihrem Kunden bei einem Reifenwechsel erwischt werden. Auf dem Weg zum Hotel fragt sie sich, warum es bei ihr immer dazu kam. Das erste Mal war es wegen der Masern bei Isa gewesen. Das zweite Mal war es eine kaputte Waschmaschine. Zwei Jobs hatte sie zu der Zeit. Verdiente zu wenig für die Waschmaschine, aber schon zu viel fürs Amt. Das dritte Mal hatte das Amt sie gepfändet. Sie, nicht ihren Chef, der sie unangemeldet ein halbes Jahr hatte schuften lassen. Sie musste nun eine Strafe bezahlen und auch noch die Sozialversicherungsbeiträge stunden. Das vierte Mal ging sie wegen Isa Geburtstag ihrem Sechsten. Sie kam in das Alter, wo die Freundinnen merkten, dass Isa arm war und sie begannen sie auszugrenzen. Das konnte sie nicht zulassen. Und nun zum fünften Mal tat sie es wegen unbezahlter Rechnungen. Mit Erschrecken stellte sie fest, dass die Gründe dafür immer alltäglicher wurden, auch die Abstände verringerten sich. Lagen zwischen dem ersten und zweiten Mal fast anderthalb Jahre, war das letzte Mal erst drei Monate her. Hiernach musste sie damit aufhören. Irgendwann würde es ihre Tochter bemerken oder jemand von den Nachbarn. Wenn sie jemand als Hure outen würde, ihr Leben mit Isa wäre zu Ende, ihr ganzer Kampf umsonst, man würde sie ihr wegnehmen. Das Glück ihres Lebens, für das sie bereit war, absolut alles zu opfern. Also würde das nun das wirklich letzte Mal sein. Sie wollte es auch aus einem anderen Grund nicht mehr. Seit Isas Vater hatte sie keine Beziehung mehr, zum einen hatte sie kaum Zeit und dann war da der Sex, er war bei ihr immer unangenehm besetzt. Durch den Schmerz beim ersten Mal und der daraus resultierenden sofortigen Schwangerschaft. Eins zu zehntausend hatte man gesagt und sie musste es erwischen. Und danach nur noch der Sex mit den Freiern. Sie hatte nie Sex um der Liebe willen, stellte sie betrübt fest. Aber genau das wünschte sie sich so sehr, das wollte sie nicht verlieren. Aber dann war da noch die Angst, von einem Mann erkannt zu werden, ein Date, der ihre Seite kannte, das war ihr persönlicher Supergau. Sie verdrängte die Gedanken, als sie sich vom Zug in die Nähe des Hotels tragen ließ . „Noch zehn Minuten mit dem Fahrrad, an einem öffentlichen Ort ordentlich anketten und dann die letzten Meter zu Fuß zum Hotel. Mein Freier wird mich in der Lobby erwarten.“ waren ihre Gedanken. Sie erkannte ihn sofort, auch wenn er ein paar graue Haare mehr hatte, als auf den Fotos. Und aus dem Kinnbart war ein Vollbart geworden. Sie gaben sich die Hand wie alte Freunde und gingen dann zusammen zum Aufzug.Im Aufzug kam ihr der Mann das erste Mal merkwürdig vor. Alle anderen zogen sie hier bereits mit den Blicken aus oder legten Hand an. Er betrachtete nur ihr Gesicht. Das war ungewöhnlich, aber fünf Freier in drei Jahren waren jetzt nicht, was man Erfahrung nennen könnte. In der obersten Etage ging er vorraus und öffnete das Zimmer. Sie wusste nicht, dass die Billighotels Suiten besaßen . Aber die Räumlichkeiten boten Platz für eine Art Essbereich mit Balkon und zur linken das Schlafzimmer mit Zugang zu einem geräumigen Bad. Sie wollte das geschäftliche erledigen, doch er erhob sofort die Arme. „Bitte warten sie, Tina, ich habe einen besonderen Wunsch. Ich möchte im Vorfeld mit ihnen etwas essen. Ich möchte, dass sie sich dafür besonders in Schale schmeißen. Ein Kleid dafür habe ich mitgebracht, es liegt im Schlafzimmer für sie bereit. Und bevor sie sagen, dass es nicht im Angebot enthalten ist, ich biete Ihnen das Doppelte des verlangten Betrages, wenn sie das für mich tun.“ Sie zögerte kurz, dann ging sie zum Schlafzimmer und betrachtete das Kleid. Es war ein schulter- und rückenfreier Traum in Rot. Nie hätte sie daran gedacht, so etwas anprobieren zu dürfen. Aber etwas unsicher war sie auch. Wer bezahlt fünfhundert Euro zusätzlich, um mit einer noch so attraktiven Hure zu essen? In seinem Gesicht sah sie nur aufrichtige Ehrlichkeit, also stimmte sie zu. Sofort gab er ihr unaufgefordert tausend Euro in Fünfzigern. Kein Verhandeln, kein Wort über die zu leistende sexuelle Dienstleistung. Sie nahm es, aber das merkwürdige Gefühl blieb. Vor allem als er hinter ihr die Tür zum Schlafzimmer schloss und sie mit dem Kleid alleine ließ. Die wollten bisher alle zuschauen, wenn sie sich entblößte. Er nicht, er blieb im Esszimmer zurück. Sie zog sich aus und legte ihre Kleidung sorgfältig in die Tasche. Beim Slip überlegte sie kurz und behielt ihn an. Dann trat sie in das Kleid. Es saß wie angegossen, als wenn es für sie maßgeschneidert sei. Sie betrachtete sich im Spiegel. Sie wirkte trotz der nicht gemachten Haare unglaublich sexy in dem Kleid. Zum ersten Mal seit Jahren fühlte sie sich begehrt, auch wenn er sie noch nicht gesehen hatte. Alleine die Vorstellung, gleich in dem Kleid die Tür zu öffnen, brachte ihr wohlige Gefühle, die sie schon so lange vermisste. Sie schaute noch kurz in den Spiegel und sah, dass die Beinschlitze so hoch gingen, dass man bei bestimmten Bewegungen das seitliche Band des Slips sah. Kurzerhand zog sie ihn aus. Nervös stand sie vor der Tür zum Essbereich. Sie holte Luft und öffnete die Tür. Der Mann stand in der Mitte des Raums mit einem Säbel in der Hand. Unter ihm war ein kleiner Bereich mit Plastik ausgelegt. „Mein Gott“ sagte sie und schloss die Tür wieder. „Er ist ein sadistischer Perverser, der mich hier jetzt aufschlitzen und umbringen will“, schoss es ihr durch den Kopf. „Was mach ich jetzt?“ Sie hörte ein Klopfen an der Tür. „Tina, ist alles in Ordnung mit ihnen?“„Jaja alles bestens“ , log sie mit unsicherer Stimme.„Dann kommen sie, der Champagner wird warm.“ „Champagner?“Sie ließ die grade gesehene Szene nochmal Revue passieren. Er hatte da gestanden, unter sich die für ein Blutbad doch ziemlich kleine Plastikfolie, in der rechten der Säbel und in der linken eine Flasche. Es war ein Champangersäbel. Vorsichtig öffnete sie wieder die Tür und schob sich in den Raum. Er stand wieder hinter der Folie und hielt nun Säbel und Flasche entsprechend. „Ich habe das noch nie gemacht, obwohl dieser Säbel seit zwanzig Jahren an meiner Wand hängt. Und weil ich nicht den ganzen Teppich einsauen will, wenn ich gleich diese Flasche vollkommen zerschlage, habe ich die Folie ausgelegt.“ Das beruhtige die junge Frau nun doch und sie war sogar gespannt, ob ihm das Experiment gelingen würde. Er zielte vorsichtig und schlug dann kräftig zu. Mit einem Knall flog der Korken mit dem halben Hals der Flasche durchs Zimmer und die Hälfte des Inhalts sprudelte ungetrunken zu Boden. Fast enttäuscht ließ sie einen Seufzer hören.Er nahm ein Glas vom Tisch schüttete etwas von dem Sekt hinein, kontrollierte sorgfältig, ob er irgendwelche Splitter der Flasche sehen konnte und reichte es ihr dann.„Ich hab die Erfahrung gemacht, dass ein Glas Sekt enteisend wirkt.“ „Enteisend?“„Ja, es bricht das Eis und lockert die Stimmung auf.“Sie trank und fühlte das leise Prickeln in ihrem Bauch. Sekt gehörte auch zu den Dingen, die sie seit Jahren nicht mehr genossen hatte. Sie schloss die Augen , als sie den nächsten Schluck nahm und das perlende Getränk ihre Kehle herunter ran.Fast fühlte sie sich in diesem Moment nicht wie eine Frau, die ihren Körper zur Befriedigung männlicher Lust veräußerte. Fast fühlte sich das hier wie ein Date an. Sie erschrak sich beinahe zu Tode, als sie seine Hand an ihrem nackten Rücken spürte. Die Berührung war nur gehaucht, nur um ihre Aufmerksamkeit zu erhalten. Sie war schneller vorbei, als sie es überhaupt wahrnahm. Und trotzdem erfüllte sie diese kurze Berührung mit einem Schauer, der ihr vom Haaransatz bis zu den Spitzen ihrer Zehen reichte. Die andere Hand wies nun auf den Tisch, auf dem bereits duftend ein Essen serviert war. Von früher wusste sie, dass ein Drei-Gänge-Menü gereicht wurde. Dass man so etwas in so einen billigen Hotel bekam, fand sie außergewöhnlich. „Meine Köchin hat mir ein Lunchpaket geschnürt, alles was ich für diesen besonderen Abend haben wollte. Sie ist ein Genie, dass werden sie feststellen.“ Sie ging unsicher vor seiner Hand her und ließ sich von ihm auf einen Stuhl setzen, den er ihr unterschob. Er setzte sich ihr gegenüber hin, in einem so deutlichen Abstand, dass er und sie sich weit hätten vorbeugen müssen, um sich mehr als die Hände zu reichen. Unsicher sah sie ihn an.„Bitte iss. Die Kürbissuppe mit Trüffel wird sonst kalt.“ Trüffel, sie hatte noch nie Trüffel gegessen. Vorsichtig kostete sie davon. Sie schmeckten ihr nicht besonders, aber die Suppe war herrlich. Mit Genuss löffelte sie den Teller leer. Mit den Fingern strich sie auch noch die letzten Tropfen zusammen, bis ihr bewusst wurde, was sie da tat. Sie schaute auf und bekam einen knallroten Kopf. Er lächelte nur. „Es freut mich sehr, dass Ihnen die Vorspeise so gut schmeckt.“Er stand auf und nahm ihr den Teller ab. Danach stellte er ihr einen neuen Teller vor. Im ersten Moment sah es aus wie ein kleiner Vogel in einem Nest. Aber es war ein kunstvoll drapiertes Stück Fleisch auf einem Nest aus Kartoffelfäden umgeben von einer rötlichen Soße. Sie traut sich fast gar nicht, dem Kunstwerk mit dem Messer zu Leibe zu rücken. Als sie schließlich ein kleines Dreieck aus dem Kunstwerk gelöst hatte, etwas von der Soße aufgenommen und es ihrem Mund zugeführt hatte, erlebte sie eine ware Geschmacksexplosion in ihrem Mund. „Man ist das geil“, dachte sie. Alle Geschmacksrichtungen der Zunge wurden gleichzeitig animiert. Säuere, Süße und Salzigkeit stritten sich um die Vorherrschaft. Und über allem eine so erregend scharfe Note, dass sie es im ganzen Körper kribbeln spürte. Unwillkürlich öffnete sie die Schenkel, weil sie Angst hatte, die Hitze dort würde sie verglühen lassen. Dazu das Aroma. Kartoffeln obwohl nur gehaucht auf dem Teller vorhanden, aber mit so viel Geschmack nach Erde, Feld und Wiese, dass man glaubte, dort zu stehen. Das Fleisch, stark und kräftig im Geschmack, und trotzdem mild und weich zubereitet, dass es fast augenblicklich auf der Zunge zerfiel und ihr das ganze Aroma darbot. Und dann die Soße. Auch wenn sie sich als homogene Flüssigkeit präsentierte, offenbarte sie doch klar begrenzt die Zutaten, aus denen sie bestand. Sie meinte eine Grundnote aus feiner süßer Paprika zu erahnen, dazu Hot chilli mit Ingwer verstärkt und das mit Koriander und einem zusätzlichen Gewürz, dass sie leicht an Knoblauch erinnerte, aber keines war, genau richtig abgestimmt. Sie hielt den Bissen mit geschlossenen Augen im Mund, bis das Aroma fast flüchtig wurde. Dann ließ sie es ihre Kehle hinab. „Das hier ist ein Date“, beschloss sie in diesem Moment. „Ich werde zwar dafür bezahlt, hier zu sein, aber wenn etwas einem richtig geilen Date nahe kommt, dann war es das hier.“Mit Genuss nahm sie sich dem restlichen Dargebotenen an und liess jeden Bissen in ihrem Mund zergehen. Fast enttäuscht war sie, als der Gang vorbei war und er ihr den Teller wegnahm.Eigentlich hatte sie nun den Nachtisch erwartet, aber er hielt ihr die offene Hand hin . „Möchtest du Tanzen, Tina?“Wann hat sie das letzte Mal jemand zum Tanzen aufgefordert? Sie konnte sich nicht mehr daran erinnern. Immerhin war sie doch ganz klassisch mit sechzehn in der Tanzschule gewesen. Sie konnte sogar Tango, weil der pickelige Streber, der ihr Tanzpartner dort war, sich als begabter Tänzer herausstellte. Leider war er schwul, er wäre eine bessere Partie gewesen als der junge Mann, der Seemann, der sie auf der Kirmes verführte. Gerne würde sie nochmal Tango tanzen und als hätte er Gedanken lesen können, schaltete er „La cumparsita“ an, das sanft aber bestimmt den Raum füllte. Sie reichte ihm ihre Hand und ließ sich von ihm in die Mitte des Raumes führen. Fest hielt er ihren Körper im Griff, führte sie durch die Grundschritte des Tangos und sah in ihre Augen. Lust konnte er darin erkennen. Lust auch den komplizierten Schritten zu folgen. Er liess sie nach hinten gleiten, ihr Kopf bis fast am Boden. Seine starke Hand an ihrem nackten Rücken. Eine prickelnde Gänsehaut bekam sie, als er sie zu sich Hoch zog und sie wieder Blickkontakt hatten. Sie vertraute seiner Stärke, als er ihr Bein erfasste und es zu seiner Schulter zog und sie so leicht und grazil hinter sich her zog. Dass sie so beweglich war, hatte sie schon nicht mehr gewusst. Sie spürte seine Hand das Bein hinab und über die Seite bis zum Arm hinaufgleiten.Meine Güte, wie geil war das denn, wie konnte das möglich sein, dass ein Freier sich solch eine Mühe gab, sie zu verführen. Sie war längst über den Punkt hinaus, dass dies nur Geschäft war. Sie wollte mit diesem Mann schlafen. Er schien wie die Erfüllung ihrer Träume. Er ließ ihr Bein von sich gleiten, an seinem starken Arm entlang bis auf den Boden. Ihren Arm hielt er in ihrem Rücken. Nicht gefangen, nur mit der Hand an ihrem Armgelenk, sie wusste was nun kommen würde und ließ das Kleid in der Drehung fliegen, so hoch sie könnte. Und sie ließ sich am Ende von ihm vorne herum wieder einfangen. Sie legte sich an ihn, liess sich nach hinten fallen und hob dabei das Bein, das sich fast bis zu ihrem unbekleideten Schritt vom Stoff befreite. Sie legte ihren Kopf in den Nacken und sah in sein bärtiges Gesicht mit den stahlblauen Augen. In diesen Augen hätte sie versinken können, sie würde nie wieder aus ihnen auftauchen. Sie schienen alle Sorgen und alle Ängste in sich aufzunehmen und nur Freude in ihr zurückzulassen. Er richtete sie wieder auf und drehte sie zu sich um. Dabei hatte er den Knoten ihres Kleides im Nacken gelöst und es fiel ihr sanft vom Körper. Sie wusste nicht, wieso sie ihm vertraute und weiter dem Tanz mit ihm folgte. Sie öffnete dabei sein Hemd und legte eine starke, behaarte Brust frei. Er ließ es sich gefallen, dass sie ihm das Hemd von den Schultern streifte. Wieder ließ er sie, jetzt frei, durch den Raum wirbeln, aus der Entfernung schaute sie zu, wie er sich seiner Hose entledigte und ihr seine stramme Männlichkeit präsentierte, die bereits in einem Kondom steckte. Leicht ergraut war das Haar seiner Scham. Mit schwingenden Hüften kam sie zurück zu ihm und er empfing sie im Stehen. Wieder ließ er seine Hand ihren Rücken herunter gleiten, an ihrem Po vorbei unter ihre Schenkel gleiten. Fast gierig hatte sie gehofft, er würde dabei ihre Blüte berühren, die schon voll des lieblichen Nektars war. Tief drückte sie ihr Becken durch, als er ihr Bein an seine Seite hob. Sanft berührten sich Blüte und Spross. Sie war MEHR als bereit, den Pollen zu tauschen. Tief drang er ein, als sie sich für ihn öffnete. In ihrer Lust gefangen, krallte sie sich an seine Hand, während er sie mit der Hand am Rücken rückwärts zum Bett zog. Er ließ ihr die Position auf ihm, um die Geschwindigkeit zu kontrollieren.Sie sah in seinen Augen die Lust. Spürte unter ihren Schenklen seine kräftigen Muskeln, die seinen Stab in maximaler Ausrichtung hielten, so dass sie ihn bei ihrem Ritt in voller Länge genießen könnte. Nicht lange und ihr kam es. Es war ihr egal, ob auch er so weit war, seine Hände zeigten keine Forderungen an sie, ihn weiter zu reiten. Als sie wieder zu Atem kam, sah sie aufrichtige Zuneigung in seinen Augen. Sie beugte sich zu seinem Gesicht herunter, nahm es in beide Hände. Ihre Lippen berührten sich und beide spürten das Prickeln der Leidenschaft. Langsam öffnete sie die Lippen, tippte mit der Spitze an seine noch geschlossene Pforte, die sich nun langsam für sie öffnete. Zaghaft noch berührten sie sich, rieben sanft aneinander. Aber danach fielen sie über einander her. Sie tanzten den Tanz der Begierde, der sie beide Atemlos zurückließ. Fast verliebt schaute sie in einer Pause von oben auf sein leicht bärtiges Gesicht, strich mit den Fingern über den Anker auf seiner Schulter.„Oh Maria, du bist so eine wunderschöne Frau.“Es war, als wenn man unsanft den Arm eines Plattenspieler vom Tonträger zerrt. Mit einem Mal war das wohlige geborgene Gefühl weg und die harte Realität sprang in die Lücke. Der Freier hatte sie mit ihrem wahren Namen angesprochen. Sekunden vergingen nur, bis sie die Flucht ergriff. Sie erhaschte ihre Tasche, in der schon alles war, was sie für den Heimweg brauchte. Sie hetzte zur Tür durch das Wohnzimmer zur nächsten Tür, bevor sein Stimme hinter ihr erklang.„Warte, bitte, Maria, ich flehe dich an. Bleib hier.“ Maria stutzte und blieb in der halboffenen Tür stehen. Das war keine Aufforderung eines selbstsicheren Mannes mehr, wie er sich ihr den ganzen Abend präsentiert hatte. Das war das Unsichere eines Verehrers, der einen Fehler gemacht hatte. Was sollte sie jetzt tun?Fliehen oder bleiben?Sie war noch immer nackt. Der Weg zum Fahrstuhl war weit. Jederzeit konnte ein Gast aus einem der Zimmer treten und sie so sehen. Sie schloss die Tür, drehte sich aber nicht um. „Wieso kennst du meinen Namen?“„Ich möchte dich freikaufen“, war die Antwort, die jedoch nicht zu der Frage passte. „Warum?“„Ich habe mich in dich verliebt.“„Du kennst mich doch gar nicht.“„Ich habe dich drei Jahre gesucht.“ Maria drehte sich um und schaute den Mann an, mit dem sie bis vor fünf Minuten noch herrlichen, erotischen und gefühlvollen Sex gehabt hatte, aus dem er sie mit nur einem Wort herausgerissen hatte und ihren größten Albtraum hatte wahr werden lassen. Der war total verlegen, was zu seiner Gestalt in so krassem Kontrast stand, dass sie lächeln musste. Ein wenig milde gestimmt sagte sie: „Nun will ich alles wissen, wer bist du und wieso hast du mich gesucht?“ „Mein Name ist Frank Herrmann. Ich war Kapitän auf dem Schiff, das der Vater deines Kindes vor drei Jahren verließ und alles, was er besaß, zurückließ. Nachdem klar war, dass er nicht mehr zurück an Bord kommen würde, habe ich seine Koje aufgeräumt, um seine Habe seinen möglichen Verwandten zukommen zu lassen. Dort fand ich ein Bild von dir, auf dem du so bezaubernd gelächelt hast, dass mir warm ums Herz wurde. Ich fand deinen letzten Brief an ihn, keinen Umschlag, in dem du ihn aufgefordert hast, seinen väterlichen Pflichten nachzukommen, dass deine Tochter Masern hätte, dass du Gefahr laufen würdest, sie zu verlieren. In diesem Moment beschloss ich, dich zu suchen und dir die letzte Heuer deines Mannes zu bringen. Ab da hatte ich die ganze Zeit dein Bild bei mir. Und in den Jahren der Suche nach dir habe ich mich immer mehr in dein Lächeln verliebt.“„Aber warum bist du nicht einfach zu mir gekommen? Warum der Weg über DIESE scheußliche Seite?“ „Erstens, weil ich dich bisher nur dort gefunden habe, ich hatte schon aufgeben und hab dort den schnell zugänglichen Eskort gesucht. Und zum Zweiten, sei ehrlich, hätte ich je eine Chance gehabt, wenn ich mit einem Strauß Blumen vor deiner Tür gestanden und gesagt hätte, ich bin Frank, der Ex-Boss deines Ex-Freundes. Ich liebe dich und ich möchte den Rest meines Lebens nur mit dir verbringen?“Maria schaute ihn nachdenklich an. Er hatte recht. Nie hätte sie sich auf das hier mit ihm eingelassen. Sie hätte das beste Date ihres Lebens nie erlebt, hätte er nicht diese Nacht von ihr erkauft. Maria überlegte, ob sie mit Frank, der sie verwöhnt hatte und der ihr die Freude am Sex zurückgegeben hatte, ob sie diesen Mann wenigsten respektieren, vielleicht sogar lieben könnte. Sie stellte sich ein Leben mit Frank Newman mit geschlossenen Augen vor und sie flüsterte:„Ja, bitte, kauf mich frei.“
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Hinzugefügt: 6 Jahren vor