Der nächste Tag war noch etwas wärmer als der Vortag. Deshalb kam Sara in einem knappen T-Shirt, das bis ungefähr zum Bauchnabel reichte, einem Minirock aus Stoff, und Flip-Flops. In den ersten beiden Stunden hatte die 10c Kunst im Fachraum. Im Anschluss brachte Sara wie die meisten ihrer Mitschüler ihre Schultasche in den Klassenraum, in dem die restlichen Stunden stattfanden. Von da ging sie in die Pause. In der dritten Stunde war Geschichte. Wegen Frau Lehmanns dreitägiger Abwesenheit in der Vorwoche war die Hausaufgabe noch umfangreicher als sonst ausgefallen. Es war eine Quellenanalyse zu einem elend langen Text zu schreiben. Daran hatte Sara knapp drei Stunden gesessen.Frau Lehmann betrat den Raum mit einem herrischen Gesichtsausdruck. Früher, das heißt bis vor zwei Wochen, hatte sie immer mürrisch geguckt. Jetzt schien sie ihren Beruf zu genießen.„Meine Damen, meine Herren, bitte entschuldigen Sie meine Abwesenheit letzte Woche. Aber ich versichere Ihnen, die Fortbildung hat sich gelohnt.“ Sie ließ den Blick durch die Klasse schweifen. „Zu heute bat ich Sie, den Text über die Oktoberrevolution zu analysieren. Sara, Sie sind doch so eine Revoluzzerin. Wollen Sie uns nicht Ihre Bearbeitung vortragen?“Sara öffnete ihr Geschichtsheft, das sie in weiser Voraussicht schon vor sich auf dem Tisch liegen hatte. Sie erschrak, als sie es aufschlug. Die vier Seiten, die sie mühsam vollgeschrieben hatte, waren herausgerissen. Spuren des gewaltsamen Entfernens waren klar zu sehen. Sara zögerte. Sie ahnte, oder besser: sie wusste, dass die Lehrerin ihr nicht glauben würde. Aber sie wusste auch, dass die Begegnung ihres Pos mit Frau Lehmanns Reitgerte nicht annähernd ihrem Kindheitstraum entsprechen würde, sondern äußerst schmerzhaft und zusätzlich erniedrigend sein würde. Deshalb wollte sie alles versuchen, um einer körperlichen Bestrafung zu entgehen.„Frau Lehmann, in meinem Heft fehlen die Seiten auf denen meine Hausaufgabe war. Jemand muss sie herausgerissen haben.“„Na, das ist ja mal eine originelle Ausrede. Ich kenne die mit dem Hund, der das ganze Heft gefressen hat. Fällt ausgerechnet Ihnen nichts besseres ein? Sie waren doch letztes Jahr schon zu faul, Ihre Aufgaben regelmäßig und gut zu erledigen. Und in Mathe sind Sie doch gestern auch aufgefallen, wie ich hörte.“„Scheiße!“ dachte Sara. Nicht nur, dass die Bestrafung durch Herrn Möller nicht annähernd die erotische Wirkung gehabt hatte, die sie sich erhofft hatte, nein, sie hatte auch ihre Situation hier verschlechtert. Andererseits war es wahrscheinlich egal. Frau Lehmann hatte von Anfang an deutlich erkennen lassen, dass sie die neuen Regeln mit großer Freude anwenden würde. Und angesichts des schlechten Verhältnisses, das sie und Sara hatten, war logisch, dass die Hobbyreiterin eine Gelegenheit suchen und finden wollte, speziell den Po dieser vermeintlich aufmüpfigen und noch dazu attraktiven Schülerin mit der Reitgerte zu bearbeiten. Und diese Gelegenheit war jetzt gekommen.„Ich habe nach Kunst meine Schultasche in den Klassenraum gelegt und bin dann auf den Pausenhof gegangen. Während der Pause muss jemand die Seiten aus meinem Geschichtsheft gerissen haben. Sehen Sie, hier sieht man die Spuren.“ Sara schaute mehr flehend als vorwurfsvoll durch die Reihen ihrer Mitschüler, so als hoffte sie, dass ihr jemand zu Hilfe kam. Als ihr Blick bei Vanessa hängenblieb wurde sie schlagartig bleich. Die selbsternannte Klassenprinzessin grinste sie süffisant an. Dabei zeigte sie mit den Händen relativ unauffällig unter ihre Bank, wo ein paar zerknüllte Zettel lagen.Ende Teil 6
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